Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P636
DOI: 10.1055/s-0029-1238729

Ist der Nucleus subthalamicus an der Raumorientierung beteiligt?

V Günther 1, B Thilo 1, J Volkmann 1, D Falk 1, K Witt 1
  • 1Kiel

Einleitung: Es gibt widersprüchliche Aussagen über den Einfluss der Basalganglien bezüglich der Ausrichtung der Aufmerksamkeit im Raum. Die meisten Studien zu diesem Thema untersuchten Patienten mit umschriebenen subkortikalen Läsionen (Hirninfarkte und Blutungen), deren Ausdehnung oft recht unterschiedlich und deren Pathologie nicht immer streng auf die Basalganglien bezogen waren. Mithilfe der tiefen Hirnstimulation des Nucleus subthalamicus (STN-DBS) gelingt es, den Tonus der Basalganglienschleifen individuell, reversibel und seitenbezogen zu variieren.

Fragestellung: Führt die unilaterale STN-DBS zu einer Änderung der Raumorientierung bei Patienten mit einem Morbus Parkinson?

Methodik: Hierzu untersuchten wir 9 Patienten mit STN-DBS, wobei jeweils nur die rechte, nur die linke oder beide Elektroden eingeschaltet waren. In diesen Bedingungen betrachteten die Patienten Bildersets und parallel hierzu wurden die Augen- bzw. Blickbewegungen aufgezeichnet (Sensomotorik Instruments) und für jede STN-DBS Bedingung separat ausgewertet (BeGaze II).

Ergebnisse: In der Stimulationsbedingung mit linksseitig eingeschalteter Elektrode und rechtsseitig ausgeschalteter Elektrode zeigte sich bei 5 von 9 Patienten eine deutliche Orientierung zur rechten Seite, während in den anderen Stimulationsbedingungen keine systematischen Abweichungen zu erkennen waren.

Schlussfolgerung: Die unilaterale linksseitige STN-DBS führt zu einer Bevorzugung des kontralateralen Blickfeldes bzw. zu einer Vernachlässigung des ipsilateralen Blickfeldes. Diese Beobachtung ist vereinbar mit der Annahme, dass der rechte STN in funktioneller Verbindung mit dem rechtshemisphärischen Netzwerk der Raumorientierung steht.