Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P624
DOI: 10.1055/s-0029-1238717

Anzahl der Komedikationen am Therapiebeginn bei ambulant behandelten Patienten mit Demenz vom Alzheimer Typ

G Adler 1, Y Ko-Inoshishi 1, P Franz 1, H Marschner 1, C Müller 1, F Reinhard 1, G Schmidt 1, J Schulz 1
  • 1Mannheim, Berlin, Blankenfelde, Cottbus, Senftenberg, Ludwigsfelde

Zahlreiche pharmakologische Eigenschaften (z.B. Enzymhemmung, Selektivität für AChE- Isoformen, Plasma-Halbwertszeiten, Metabolismus, Toleranzentwicklung) der Cholinesterase-Hemmer der zweiten Generation (Donepezil, Rivastigmin, Galantamin) haben einen Einfluss auf die Sicherheit in der Therapie der verschiedenen Demenzen.

Ein wichtiger Faktor für die Sicherheit der Demenzmedikation ist das Interaktionspotential durch die bereits zu Therapiebeginn vorliegende Komedikation der häufig multimorbiden Alzheimer-Patienten. Durch eine Erhebung im niedergelassenen Facharztbereich sollte geklärt werden, wie viele verschiedene Medikamente Alzheimer-Patienten bereits vor dem Beginn einer Demenztherapie einnehmen.

In sechs Facharztpraxen wurden die Daten von 80 Patienten mit leichter bis mittelschwerer Demenz vom Alzheimer-Typ (MMST zwischen 10 und 26 Punkten) erhoben.

Nur ein Patient von 80 Befragten nahm vor Beginn der Demenztherapie keine Medikamente ein. 19% der Patienten hatten 1–2 Medikamente, 67% der Befragten hatten 3–5 Medikamente, 10% der Befragten hatten 6–8 Medikamente, 3% der Befragten hatten sogar 9–10 Medikamente, kein Patient hatte mehr als 10 Medikamente zu Beginn der Demenztherapie. Im Durchschnitt nahm jeder Befragte zu Beginn der Demenztherapie 4,01 Medikamente ein.

Da ab einer Anzahl von mehr als drei Medikamenten (in unserer Erhebung 80% der Befragten) nicht mehr vorausgesagt werden kann, wann und wie viel der jeweiligen Substanzen, welches Kompartiment erreicht1, sollten die unterschiedlichen pharmakologischen Eigenschaften der verschiedenen Cholinesterase-Hemmer bei der Therapieentscheidung von multimorbiden Alzheimer Patienten besondere Berücksichtigung finden. Dabei ist insbesondere auf CYP450 Interaktionen zu achten. Bei einer Anzahl von bis zu drei Medikamenten kann das Interaktionspotential durch Nutzung entsprechender Datenbanken (z.B. Cytochrome P450 Drug-Interactions, J. Osterheld, G. Eckermann) hilfreich sein.