Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P614
DOI: 10.1055/s-0029-1238707

Ultraschallverstärkte Thrombolyse im klinischen Alltag: Für wie viele Patienten ist die Sonothrombolyse (2,5MHz) anwendbar?

LM Gerischer 1, M Rozanski 1, KG Häusler 1, M Ebinger 1, C Kunze 1, GJ Jungehülsing 1, J Fiebach 1, HJ Audebert 1, CH Nolte 1
  • 1Berlin

Fragestellung: Eine erhöhte Rekanalisierungsrate bei Arteria-cerebri-media-(ACM)-Verschlüssen mittels ultraschallverstärkter Thrombolyse (Sonothrombolyse) wurde in mehreren Publikationen berichtet. Allerdings benötigt deren Einsatz (1) den Nachweis eines Gefäßverschlusses (in der Regel im M1 Abschnitt) und (2) ein ausreichendes transtemporales Schallfenster. Diese Anforderungen gehen über die Voraussetzungen zur regulären Thrombolyse hinaus.

Ziel dieser Analyse war es, die Häufigkeit von (1) proximalen ACM-Verschlüssen und (2) ausreichenden Schallfenstern zu erfassen und damit das Potenzial und die Praktikabilität der Sonothrombolyse besser einzuschätzen.

Methoden: Wir werteten retrospektiv alle Patienten aus, die zwischen dem 01.04.2008 und 30.03.2009 eine Thrombolysetherapie und anschließend eine transtemporale Duplexsonografie in der Charite Campus Benjamin Franklin erhielten (N=80; 59% Frauen; Alter 74,3±13,7; NIHSS 12,1±6,3; 9% aller ischämischen Schlaganfälle).

Ein Gefäßverschluss wurde entweder per cMRT mit MRA (Siemens, TimTRIO, 3 Tesla; N=38) oder Dünschicht-CCT (Siemens Sensation 16, 64 Zeilen; N=42) beurteilt.

Das transtemporale Ultraschallfenster (Siemens X 300, 2,5MHz-Sonde) wurde in gut (intrakranielle Hirnbasisarterien komplett darstellbar), ausreichend (ipsilaterale ACM mindestens punktuell darstellbar) und nicht vorhanden (ipsilaterale ACM nicht darstellbar) kategorisiert.

Ergebnisse: Ein M1-Verschluss wurde in 25/80 Fällen (31%) nachgewiesen (14 mittels cMRT und 11 mittels CCT). In diesen Fällen war ein transtemporales Schallfenster ipsilateral zum Verschluss in 13 Fällen gut, in 4 Fällen ausreichend und in 8 Fällen nicht vorhanden.

Bei den Patienten ohne M1-Verschluss (N=55) war ein Schallfenster in 24 Fällen gut, in 10 Fällen ausreichend und in 21 Fällen nicht vorhanden; davon waren 8 M2-Verschlüsse (10%).

Schlussfolgerungen: Die Sonothrombolyse (2,5MHz) des M1-Verschlusses könnte unter den Routinebedingungen bei gut einem Fünftel aller Thrombolyse-Patienten zum Einsatz kommen. Sie ist damit für einen deutlich geringeren Anteil von Patienten geeignet als die unkombinierte Thrombolyse.

Um das Potenzial der Sonothrombolyse für einen größeren Anteil von Patienten beurteilen zu können sind Untersuchungen mit Ultraschallkontrastmittel oder die Einbeziehung von anderen Gefäßverschlüssen notwendig.