Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P570
DOI: 10.1055/s-0029-1238664

Charakterisierung der zellulären postischämischen Inflammationsreaktion in Lymphozyten-defizienten Rag1(-/-) Mäusen im Schlaganfall

M Gelderblom 1, H Grütter 1, K Lardong 1, E Orthey 1, F Leypoldt 1, CU Choe 1, C Gerloff 1, T Magnus 1
  • 1Hamburg

Inflammatorische Prozesse spielen eine Schlüsselrolle in der Pathophysiologie des ischämischen Schlaganfalls. Die Produktion proinflammatorischer Zytokine, die Aktivierung der Mikroglia, die Aktivierung von CD4+ und CD8+ Lymphozyten und die Invasion von Leukozyten in das ischämische Areal tragen zur postischämischen entzündlich vermittelten Gewebsschädigung nach einem Schlaganfall bei. Allerdings schließt die Aktivierung des Immunsystems auch immunregulatorische Mechanismen ein. Während gezeigt werden konnte, dass CD4+ und CD8+ Lymphozyten eine proinflammatorische Rolle einnehmen, scheinen Tregs wichtige endogene Regulatoren der Immunantwort mit cerebro-protektiven Effekten zu sein.

Fragestellung: Obwohl gezeigt wurde, dass CD4+ und CD8+ Lymphozyten eine kritische Rolle in der Ischämie-Reperfusions-Schädigung spielen, ist über die Mechanismen der T-Zell-vermittelten Immunantwort wenig bekannt.

Methodik: In Lymphozyten-defizienten Rag1(-/-) Mäusen wurde die Verteilung von Immunzellen nach temporärer Okklusion der A cerebri media (tMCAO) mittels Ganz-Hirn FACS-Analyse untersucht.

Ergebnisse: Drei Tage nach tMCAO wurde in Rag1(-/-) Mäusen im Vergleich zu Wild-Typ (WT) Mäusen ein verminderter Anstieg von dendritischen Zellen und von Granulozyten ipsilesional beobachtet. Dahingegen war die Infiltration durch Nk1.1 positiven Zellen in Rag1(-/-) Mäusen stärker ausgeprägt als in WT Mäusen. Die Infiltration durch Makrophagen und die Anzahl der Mikroglia-Zellen unterschied sich nicht zwischen Rag1(-/-) und WT Mäusen.

Schlussfolgerung: Die Abwesenheit von Lymphozyten in Rag1(-/-) Mäusen geht mit einer verminderten Invasion von einzelnen Zell-Populationen des angeborenen Immunsystems in das ischämische Areal einher. Die weitere Charakterisierung der Interaktionen zwischen Lymphozyten und Zellen des angeborenen Immunsystems könnte im Weiteren wertvolle Einblicke in die Regulation der postischämischen Gewebsreaktion liefern. Diese Analysen eröffnen neue therapeutische Optionen, indem die postischämische Gewebsreaktion in Richtung einer regenerativen und weniger gewebsschädigenden Antwort beeinflusst wird.