Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P566
DOI: 10.1055/s-0029-1238660

Telepsychiatrie und Patientenzufriedenheit

R Meyrer 1, T Pickelmann 1, M Scibor 1, R Mahlberg 1
  • 1Erlangen

Einleitung:„Lassen sich Telemedizin und Psychiatrie vereinbaren?“ Zunächst erscheint es schwer vorstellbar über einen Monitor eine tragfähige Arzt-Patienten Beziehung aufzubauen. Aber gerade die Möglichkeit einer verbal-visuellen Kommunikation und Interaktion zeigen die Chancen der Telepsychiatrie auf. Besonders Fachrichtungen, in denen das Gespräch im Zentrum diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen steht, sind für die Telemedizin geeignet.

Die Möglichkeit des Zuhörens, des Redens mit dem Patienten und die visuelle Kommunikation erlauben der Telemedizin Gefühlszustand, -regungen und Symptome zu erfassen und zu übermitteln.

Im Rahmen des vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen geförderten Pilotprojektes „TelePSYCHiatrische KOnsultation in Mittelfränkischen Krankenhäusern-PSYCHKOM„ wurden Möglichkeiten, Grenzen und Nutzerzufriedenheit eines telepsychiatrischen Konsiliardienstes überprüft.

Methode: Zwischen einer Fachklinik für Psychiatrie und zwei Akutkrankenhäusern ohne psychiatrische Abteilung wurden bidirektionale audio-visuelle Verbindungen aufgebaut. Patienten mit psychischen Symptomen wurden via Telekonsil in der Fachklinik für Psychiatrie vorgestellt.

Vor der telepsychiatrischen Konsultation wurden Fragebögen bezüglich Einstellung und Erwartungen an die Untersuchungsmethode und nach dem psychiatrischen Telekonsil in Bezug auf Zufriedenheit mit der telepsychiatrischen Konsultation ausgefüllt.

Ergebnisse: 36 Patienten (20 Frauen, 16Männer, Altersdurchschnitt: 58,2 Jahre) mit psychischen Auffälligkeiten, zumeist depressiven und Angstsymptomen wurden telemedizinisch untersucht.

Vor der telepsychiatrischen Untersuchung gaben 64% der Patienten an aufgeregter als vor einem normalen Arztgespräch zu sein, 69% der Patienten hätten ein persönliches Arztgespräch bevorzugt. Vorbehalte gegenüber den technischen Geräten (9%) oder Befürchtungen bei der Konsultation etwas falsch zu machen (21%) waren selten.

91% der Patienten waren mit der telepsychiatrischen Konsultation zufrieden und konnten sich weitere telepsychiatrische Gespräche vorstellen. 82% der Patienten konnten ihre Beschwerdesymptome gut mitteilen und 76% meinten die gleichen Informationen wie in einem persönlichen Gespräch überbringen zukönnen. Nur 15% der Patienten fanden das telemedizinische Arztgespräch belastender.

Zusammenfassung: Telemedizin in der Psychiatrie ist praktikabel, vermittelt relevante Informationen und zeigt eine hohe Nutzerzufriedenheit.