Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P555
DOI: 10.1055/s-0029-1238649

Klinischer Pfad Multiple Sklerose: Kostenaufwand für die Diagnoseabklärung „clinically isolated syndrome“ in der ambulanten Versorgung

G Gahn 1, R Kempcke 1, T Ziemssen 1
  • 1Karlsruhe, Dresden

Fragestellung: Die Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung mit hoher gesundheitsökonomischer Bedeutung. Am MS-Zentrum der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Dresden erarbeiten wir einen Klinischen Pfad MS, dessen Bestandteil auch eine Kosten/Erlösrechung ist. Einen wichtigen Kostenfaktor bei der Betreuung von MS-Patienten stellt der intensive personelle Betreuungssaufwand durch Ärzte und medizinisches Fachpersonal dar. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Gegenüberstellung von aktueller Erlösstruktur und tatsächlich erbrachtem Leistungsaufwand im ambulanten Bereich am Beispiel von clinically isolated syndrome (CIS)-Patienten.

Methoden: In der Zeit von Frühjahr 2008 bis Frühjahr 2009 wurden am MS-Zentrum der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Dresden insgesamt 21 CIS-Patienten hinsichtlich der zeitlichen und fachärztlichen Betreuung monitoriert. Im Fokus stand hierbei der Erstkontakt im Rahmen der initialen diagnostischen Abklärung (Anamnese, Befund, Gespräch) sowie die Befundbesprechung im Rahmen der zweiten ärztlichen Vorstellung. Ergänzend wurde der jeweils zeitliche Aufwand im Kontakt mit dem medizinischen Fachpersonal erhoben.

Ergebnisse: Der durchschnittliche zeitliche Aufwand für den ärztlichen Erstkontakts betrug 52,62±10,80 Minuten, für die zweite ärztliche Vorstellung 52,50±9,76 Minuten. Für das nicht-ärztliche Personal ergab sich im Erstkontakt eine mittlere zeitliche Beanspruchung von 29,76±3,35 Minuten, im Zweitkontakt 15,36±3,08 Minuten.

Die Kosten der fachärztlichen Betreuung betrugen für den ersten Kontakt 32,62±6,69 EUR (Facharzt für Neurologie nach TV-Ärzte, EG 02 Stufe 1). Für die zweite Vorstellung errechneten wir 32,55±6,05 EUR. Die Kostenanalyse für das medizinische Fachpersonal ergab 10,42±1,17 EUR und 5,38±1,08 EUR für den jeweils ersten und zweiten Kontakt (Haustarifvertrag).

Die Erstattung im Rahmen des Einheitlichen Bewertungsmaßstabes (EBM) betrug 15,00 EUR pro Quartal.

Schlussfolgerungen: Die vorliegende Analyse zeigt sowohl für den Erst- als auch für den Zweitkontakt einen hohen zeitlichen Aufwand für Arzt und medizinisches Personal bei CIS-Patienten. Die Kostenerstattung im Rahmen des EBM bildet die realen Kosten in der ambulanten Versorgung nicht ab.