Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P541
DOI: 10.1055/s-0029-1238635

Klassifikation von Haltungs- und Bewegungsmustern der oberen Extremität und Behandlung der Armspastik nach Schlaganfall mit Botulinumtoxin A (Dysport®)

H Hefter 1, W Jost 1, A Reissig 1, J Wissel 1
  • 1Düsseldorf, Wiesbaden, Ettlingen, Beelitz-Heilstätten

Einleitung: Der Einsatz von Botulinumtoxin A bei Patienten mit Armspastik nach Schlaganfall ist inzwischen als effektive und sichere Therapie etabliert. Viele Patienten profitieren im Bereich der Körperfunktion und Aktivitäten von dem tonussenkenden Effekt der Therapie.

Je nach Lokalisation der Läsion sind verschiedene Muskeln von der Symptomatik des Schlaganfalls betroffen. Entwickelt sich eine relevante Spastik, führt die Kombination der beteiligten Muskeln dazu, dass der betroffene Arm in einem spezifischen Haltungs- bzw. Bewegungsmuster verbleibt.

Fragestellung: Welche verschiedenen Haltungs- und Bewegungsmuster kommen bei Patienten mit Armspastik nach Schlaganfall vor? Untersuchung zur Wirksamkeit und Sicherheit bei der Therapie mit Botulinumtoxin A (Dysport®)

Methode: Mittels einer differenzierten Haltungs- und Bewegungsanalyse werden typische Armspastik-Muster definiert. Darauf aufbauend ergeben sich Empfehlungen für die Therapie mit Botulinumtoxin im Hinblick auf Zielmuskeln und Dosierung. Die Zuordnung der zu behandelnden Patienten zu einem Armspastik-Muster sowie die individuelle Therapie werden im Rahmen einer Anwendungsbeobachtung dokumentiert und evaluiert.

Ergebnisse: 409 Patienten mit Armspastik wurden von 2006 bis 2008 untersucht und die Behandlung mit Dysport® dokumentiert.

Es lassen sich fünf typische spastische Armmuster definieren.

Durch klinische Beobachtung des betroffenen, spastischen Armes sind 99% aller erwachsenen Patienten nach Schlaganfall einem dieser 5 Muster zuzuordnen: Muster I 33%, Muster II 4%, Muster III 36%, Muster IV 23% und Muster V 3%.

Die Dosierung bis 500 U Dysport® wurde bei 40% und >500 bis 1000 U Dysport® bei 50% der Patienten verwendet. Lediglich 8% der Patienten bekamen >1000 bis 1500 U Dysport® und 2% mehr als 1500 U Dysport®.

Zur Evaluation des Wirkeffektes werden überwiegend die modifizierte Ashworth Skala sowie das passive Bewegungsausmaß verwendet. Funktionstests und individuelle Therapiezielüberprüfungen finden bisher nur selten Anwendung.

Ausblick: Die Klassifikation bietet eine Grundlage für eine gemeinsame Terminologie und ermöglicht einen schnellen und verständlichen Austausch mit Kollegen. Aus den Mustern ergeben sich spezifische Behandlungsempfehlungen für die Therapie mit Botulinumtoxin A. Mithilfe validierter Untersuchungen und Tests wird der Wirkeffekt von Arzt und Patient beurteilt sowie die Sicherheit dieser Therapie dokumentiert.