Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P523
DOI: 10.1055/s-0029-1238617

Neuromuskuläre Beteiligung bei FSME-Infektion – ein Fallbericht

M Wallnöfer 1, HJ Gdynia 1, J Gattermann 1, AC Ludolph 1, J Kassubek 1, AD Sperfeld 1
  • 1Ulm, Bad Saarow

Wir berichten über einen 34-jährigen Patienten, welcher mit der Verdachtsdiagnose einer Meningoenzephalitis aufgenommen wurde. Klinisch zeigten sich ein leichtgradiger Meningismus, ein deutliches organisches Psychosyndrom, schlaffe, rechts- und proximal betonte Paresen der oberen Extremitäten sowie eine nuchal betonte Rumpfinstabilität. Als bildmorphologisches Korrelat der Paresen fielen in der Magnetresonanztomografie der HWS und BWS bilateral betonte Signalanhebungen im Bereich des ventralen Myelons auf. In der cerebralen MRT zeigte sich eine Diffusionsstörung im Kleinhirnwurm, weiterhin eine flaue, randständige Kontrastmittelaufnahme in diesem Bereich. Die Liquoranalyse ergab 220Zellen/µl, ein Laktat von 3,93mmol/l und ein Gesamtprotein von 1160mg/l. Zunächst wurde bei unbekanntem Erreger eine 3-fach Medikation bestehend aus Ceftriaxon, Ampicillin und Aciclovir begonnen. Anamnestisch gab der Patient einen Zeckenstich vor ca. 10 Tagen an, eine erweiterte Liquoranalyse bestätigte das Vorliegen einer FSME. Im Verlauf kam es jedoch zur Entwicklung einer respiratorischen Insuffizienz, so dass der Patient beatmungspflichtig wurde. Nach einem Monat bildete sich die Symptomatik auf die Armparesen sowie die nuchal betonte Rumpfinstabilität zurück. Diese Fallbeschreibung soll zeigen, dass es bei der FSME neben meningitischen und enzephalitischen Symptomen auch zum Auftreten von zentralen (myelitische Verlaufsform) und peripheren Paresen kommen kann, was in der Differenzialdiagnose subakut auftretender neuromuskulärer Symptome bedacht werden sollte.