Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P494
DOI: 10.1055/s-0029-1238588

Frühzeitige Mobilisation in der Physiotherapie in der Akutphase nach Schlaganfall: ein systematisches Review

B Elsner 1, J Mehrholz 1
  • 1Dresden, Gera

Hintergrund und Fragestellung: Eine möglichst frühzeitige und multidisziplinäre Rehabilitation in spezialisierten Schlaganfallstationen erhöht Überlebenschancen und Selbstständigkeit von Patienten nach Schlaganfall. Allerdings ist bisher nicht klar, ab wann frühzeitig mobilisiert bzw. geübt werden sollte. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher die aktuelle Evidenzlage zu Vor- und Nachteilen der frühzeitigen Mobilisation nach Schlaganfall zusammenzufassen.

Methoden: In einer systematischen Literatursuche wurden die Datenbanken CINAHL, PubMed, Cochrane Library und PEDro bis Ende 2008 nach randomisierten und kontrollierten Studien und systematischen Reviews zum Thema durchsucht.

Ergebnisse: Zwei Studien mit insgesamt 71 Patienten (AVERT-Trial) wurden eingeschlossen. Das Durchschnittsalter±SD der Patienten betrug 75±13 Jahre. Der NIHSS Score lag bei 10±7 Punkten. Das Protokoll der Versuchsgruppe schrieb vor, Patienten aus dem Bett in den Sitz und/oder den Stand innerhalb der ersten 24 Stunden nach Schlaganfall zu mobilisieren. Die Kontrollgruppe mobilisierte erst nach 24 Stunden. Die Therapiedauer war in beiden Gruppen gleich. Das Überleben unterschied sich nach drei Monaten und einem Jahr nicht zwischen beiden Gruppen. Patienten, welche frühzeitig mobilisiert wurden hatten in den ersten drei Monaten signifikant weniger Komplikationen und nach 12 Monaten ein klinisch signifikant besseres Ergebnis (adjustiertes OR=8,2; 95%CI: 1,6...41). Früh mobilisierte Patienten waren zudem signifikant weniger anfällig für Depressionen (OR=0,14; 95%CI: 0,03...0,61) und weniger ängstlich als in der Kontrollgruppe.

Schlussfolgerung: Sehr frühzeitige Mobilisation durch die Physiotherapie scheint ein sicherer und viel versprechender Ansatz in der Akutphase nach Schlaganfall.