Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P487
DOI: 10.1055/s-0029-1238581

TRADD und Multiple Sklerose

A Beckmann 1, P Oschmann 1, R Reuß 1
  • 1Gießen, Bayreuth

Fragestellung: TNFRSF (TNF-Rezeptor-Superfamile)1A und -B transduzieren Apoptose bzw. Inflammation. Die Bifurkation der beiden Signaltransduktionswege findet beim TNF-Rezeptor-assoziierten DD-Protein (TRADD) statt. TRAF2 ist beteiligt an der Aktivierung von NFkappaB und JNK, an der Induktion von Inflammation durch TNFRSF1A und von Apoptose durch TNFRSF1B. FADD vermittelt über TNFRSF1A Apoptose. Wir analysierten die Proteinexpression mehrerer zu Beginn der Signaltransduktion bedeutsamer Komponenten bei Gesunden und Patienten mit natürlichem Verlauf einer schubförmigen MS (RR-MS) ohne oder mit Basistherapie.

Methoden: In einer Querschnittsstudie untersuchten wir 12 untherapierte Frauen vom RR-MS-Typ im Vergleich zu 10 gesunden Probandinnen sowie 19 mit Interferon β-1a oder -b therapierten Patientinnen. Leukozyten aus peripherem Vollblut wurden mittels Ficoll-Seperation isoliert. Mittels monoklonaler Antikörper wurde intra- (TRADD, FADD und TRAF2) bzw. extrazellulär (CD3, CD14, CD19) markiert und durchflusszytometrisch die relative Fluoreszenzintensität (rfi) für die intrazellulären Parameter in den verschiedenen Leukozytensubpopulationen bestimmt. Als Signifikanztest wurden der Kruskal-Wallis-Test, der Wilcoxon-Test oder der Mediantest angewendet (p=0,05).

Ergebnisse: Es lag keine Altersabhängigkeit der Expressionsraten vor. Die Expression von TRADD in CD19+ B-Lymphozyten zeigte einen deutlich signifikanten Unterschied (Kruskal-Wallis-Test; p<0,021; Mediantest, p<0,0121) zwischen Gesunden (rfi=13,8) und untherapierten MS-Patienten (rfi=18,5). Die übrigen Variablen zeigten keine wesentlichen Abweichungen zwischen beiden Gruppen. Die Therapiedauer spielte keine Rolle.

Diskussion: Wir wiesen bei MS-Patientinnen eine vermehrte Expression des TRADD in CD19+ B-Lymphozyten nach. B-Zellen scheinen sich bei MS im Gehirn zu lymphoidartigen Strukturen zu gruppieren und mit Epstein-Barr-Virus infizierte Zellen sich in diesen intrameningealen Follikeln und in Läsionen der weißen Substanz zu akkumulieren (Franciotta et al., 2008) und Ziel einer zytotoxischen Immunreaktion zu sein. Es ist andererseits bekannt (Schneider et al, 2008), dass das LMP1-Protein des Epstein-Barr-Virus zur Funktionalität das TRADD-Protein benötigt und damit dessen proapoptotische Wirkung verhindert und zur viralen NFkappaB-vermittelten Zelltransformation beiträgt. Unsere Ergebnisse könnten damit mit der Vorstellung einer pathogenetischen Relevanz des Epstein-Barr-Virus für die MS vereinbar sein.