Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P481
DOI: 10.1055/s-0029-1238575

Cyclophosphamidtherapie bei Patienten mit sekundär chronisch progredienter Multipler Sklerose nach erfolgloser Mitoxantrontherapie

N Garde 1, T Skripuletz 1, R Pul 1, C Trebst 1, M Stangel 1
  • 1Hannover

Die Behandlungsoptionen für Patienten mit sekundär chronisch progredienter MS sind sehr begrenzt. In einem Großteil der Patienten kann eine Therapie mit Mitoxantron die Krankheitsprogression zumindest zeitweilig verhindern oder verzögern. Für Patienten, die unter dieser Therapie eine weitere (ungebremste) Progredienz ihrer Behinderung erfahren, gibt es jedoch kaum sinnvolle Therapieansätze.

Für Cyclophosphamid konnte in mehreren kontrollierten, wenn auch ungeblindeten Studien ebenfalls eine mit Mitoxantron vergleichbare Wirkung bei sekundär chronisch progredienten MS-Patienten gezeigt werden. Es gibt jedoch keine kontrollierten Studien darüber, ob möglicherweise Patienten, deren Behinderung unter Mitoxantron weiterhin progredient war, von einer Umstellung/Eskalation auf Cyclophosphamid profitieren können.

An der Medizinischen Hochschule Hannover wurden insgesamt 6 Patienten mit sekundär chronisch progredienter MS, bei denen nach unterschiedlichen, erfolglosen immunmodulatorischen Therapien auch unter Mitoxantron eine weitere, anhaltende klinische Progredienz der Behinderung zu beobachten war, mit Cyclophosphamid behandelt. Die Krankheitsprogression wurde mittels EDSS beurteilt.

Der durchschnittliche EDSS der Patienten hatte sich während der Mitoxantrontherapie von 6,25 auf 6,75 verschlechtert. Bedauerlicherweise kam es auch unter Cyclophosphamid nur bei einem dieser Patienten zu einer Stabilisierung, wohingegen bei den anderen eine weitergehende Progredienz zu verzeichnen war. Der durchschnittliche EDSS während der Therapie verschlechterte sich von 6,75 auf 7,1.

Dies ist ein weiterer Hinweis dafür, dass immunsuppressive Therapien der MS in früheren Krankheitsstadien am meisten erfolgversprechend sind. Dennoch kann aufgrund fehlender Alternativen nach erfolgloser Mitoxantrontherapie eine Cyclophosphamidtherapie erwogen werden. Kontrollierte Studien wären erforderlich, um genauer festzustellen welche Patienten am ehesten hiervon profitieren könnten.