Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P472
DOI: 10.1055/s-0029-1238566

Einfluss von Levodopa auf die Mikrostruktur von Schlaf bei Patienten mit Morbus Parkinson

S Wailke 1, G Deuschl 1, J Volkmann 1
  • 1Kiel

Einführung: Die Einschränkungen der Lebensqualität bei Patienten mit Morbus Parkinson (PD) basieren neben den allseits bekannten motorischen Einschränkunken auf nichtmotorischen Symptomen wie beispielsweise Schlafproblemen, die häufig schon früh im Krankheitsverlauf auftreten. Dopamin spielt eine große Rolle in der Regulation des Schlaf- Wachrhythmus, unklar ist jedoch der direkte Einfluss auf die Schlafstruktur durch die dopaminerge Medikation.

In dieser Studie sollte daher geprüft werden, inwieweit Levodopa die Schlafstruktur von Parkinsonpatienten beeinflusst.

Methoden: 34 nicht-demente Patienten (Durchschnittsalter 62 Jahre, durchschnittliche Krankheitsdauer 6 Jahre) mit einem Levodopa-responsiven akinetisch-rigiden Parkinson-Syndrom ohne neuroleptische Komedikation wurden in 2 Gruppen randomisisert. Beide Gruppen erhielten keine Medikation seit mittags. In der Nacht nahm die einen Gruppe 200mg retardiertes Levodopa/Carbidopa während die andere die Nacht im OFF verbrachte. Die Nacht wurde polysomnographisch sowohl bei den Patienten als auch bei 14 im Alter vergleichbaren Kontrollprobanden aufgezeichnet. Die Aufzeichnungen wurden von einem erfahrenen Rater nach den Kriterien nach Rechtschaffen und Kales beurteilt und in Leichtschlaf (Stadium 1 und 2), Tiefschlaf (Stadium 3 und 4) sowie REM-Schlaf, Wachzeiten und die Gesamtschlafdauer unterteilt.

Ergebnisse: Die Schlafdauer der Parkinson-Patienten variierte zwischen 174 und 462 (Durchschnitt 309±70) Minuten. Die Schlafdauer der gesunden Probanden variierte zwischen 245 und 540 (Durchschnitt 385±70) Minuten.

Eine einfaktorielle ANOVA (Faktor Gruppe – PD ON vs. OFF vs. Kontrollprobanden) ergab signifikante Gruppenunterschiede in den untersuchten Items.

Mittels post-hoc Analyse zeigten wir, dass sich die Parkinson-Gruppen in keinem der untersuchten Items unterschieden, sich jedoch in Bezug auf die Gesamtschlafdauer, Wachzeit und Tiefschlaf signifikante Unterschiede im Vergleich zu den Normalprobanden ergaben.

Schlussfolgerung: Während nächtliche Akinesien durch die Gabe von retardierten Levodopa aus klinischer Sicht günstig beeinflusst werden können, kann die Schlafarchitektur nicht direkt durch Levodopa verändert werden. Möglicherweise ist die gestörte Schlafarchitektur, ebenso wie andere, nicht-motorische Symptome, eher auf die Degeneration von Hirnstammstrukturen, wie dem pedunculopontinen Kern zurückzuführen, die nicht durch die dopaminerge Medikation beeinflussbar ist.