Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P446
DOI: 10.1055/s-0029-1238540

Bilaterale Nervus Occipitalisstimulation eine Therapieoption des chronischen, therapierefraktären Clusterkopfschmerzes

C Gaul 1, O Müller 1, T Gasser 1, HC Diener 1, Z Katasarava 1
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Ein kleiner Anteil von Patienten mit Clusterkopfschmerz entwickelt einen chronischen Clusterkopfschmerz, d.h. es treten in weniger als 4 Wochen im Jahr keine Attacken auf. Die Therapie solcher Patienten ist ausgesprochen schwierig. Wenn es wegen intolerabler Arzneimittelwirkungen insbesondere in höheren Dosierungen, oder ausbleibender bzw. unzureichender Wirkung auch einer Kombination der gut etablierten Wirkstoffe Lithium, Verapamil und Topiramat nicht gelingt die Attacken zu unterdrücken gibt es neue Therapieoptionen. Die seit einigen Jahren insbesondere in Italien angewandte Methode der hypothalamischen Hirnstimulation wirkt nur bei einem Teil der Patienten und ist darüber aufgrund der hohen Invasivität mit Komplikationen verbunden. Weniger invasiv ist die bilaterale Nervus Occipitalisstimulation (NOS).

Bei 5 Patienten mit chronischem, therapierefraktärem Clusterkopfschmerz, die sich im Westdeutschen Kopfschmerzzentrum befinden erfolgte eine NOS. Erfasst wurden Wirksamkeit (Anzahl der Clusterattacken vor und nach Implantation), Komplikationsrate und Verbesserung der Lebensqualität (SF 36).

Die operierten Patienten litten vor dem Eingriff an 3–5 Attacken täglich, ihre Lebensqualität war erheblich beeinträchtigt. Es erfolgte eine bilaterale Implantation der Stimulationselektroden und bei Ansprechen bei allen 5 Patienten nach ca. 4 Wochen eine Implantation des Generators. Die Anzahl der Clusterattacken verringerte sich um mehr als 50% im 30 Tagezeitraum, auch der Triptanverbrauch (Sumatriptan s.c.) verringerte sich um mehr als 50%. Die noch auftretenden Attacken waren deutlich weniger schwer (Durchschnittlich Reduktion von NRS 8 auf NRS 3,5) und sprachen auch wieder auf Sauerstoffinhalation an. Bei 3 Patienten bestanden postoperativ schmerzfreie Tage, zuvor waren bei allen Patienten durchgehend täglich mehrfach Attacken aufgetreten. Die prophylaktische Medikation wurde zum Teil schrittweise reduziert. Alle Patienten berichten eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität. Wegen Diskonnektion einer Elektrode direkt am Generator war eine Revisionsoperation notwendig, der Patient hatte die unzureichende Wirkung durch die nur intermittierende Stimulation („Wackelkontakt“) selbst bemerkt.

Die NOS stellt für ansonsten therapierefraktäre Clusterkopfschmerzpatienten eine vielversprechende Therapieoption mit vertretbaren Eingriffsrisiken. Es gelingt den Kopfschmerz deutlich zu verbessern und die verbliebenen Attacken wieder einen wirksamen Behandlung zuzuführen.