Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P438
DOI: 10.1055/s-0029-1238532

Erstmanifestation einer vestibulären Migräne mit persistierender vestibulo-cochleärer Läsion

T Naumann 1, B Machner 1, C Helmchen 1
  • 1Lübeck

Das gemeinsame episodische Auftreten von Minuten- bis Stunden anhaltenden Drehschwindelattacken und Kopfschmerzen sind Leitsymptome der vestibulären Migräne (VM) bzw. des Migräneschwindels. Sie ist mit einem Anteil von fast 10% eine häufige Ursache von episodischen Schwindelerkrankungen. Der Dreh-/Schwankschwindel geht als Aura in ca. zwei Dritteln den zumeist hemikraniellen Kopfschmerzen ohne weitere Begleitsymptome voraus (DD zur basilären Migräne).

Wir berichten über einen 20-jährigen Patienten, der an seit 2 Jahren bestehenden, für einige Stunden anhaltende Drehschwindelattacken mit Übelkeit und Erbrechen litt. Die Attacken waren jeweils gefolgt von streng linksseitigen Kopfschmerzen für mehrere Stunden. Bei der ersten und schwersten dieser Attacken kam es zusätzlich zu einer bis heute persistierenden Hörminderung auf dem linken Ohr.

Im symptomfreien Intervall fanden sich klinische (Hypakusis, pathologischer Kopfimpulstest links) und elektrophysiologische Zeichen (hochgradige Untererregbarkeit, verzögerte Latenzen peak I,II im AEP) einer linksseitigen vestibulo-cochleären Schädigung.

Üblicherweise kann es während der VM-Episoden zu vestibulo-cochleären Reiz- und Ausfallssymptomen kommen, die zumeist reversibel sind. Selten tritt im Verlauf der Erkrankung ein migränöser Infarkt auf. Das Besondere an diesem Patienten ist die Erstmanifestation der VM mit einer persistierenden vestibulo-cochleären Schädigung, die am ehesten als Ausdruck eines migränösen Infarktes ist. Die DD in Frage kommende Labyrinthitis und ein M. Meniere kommen wegen der wiederkehrenden Episoden mit Kopfschmerzen nicht in Frage. Zusammenfassend sollte bei plötzlich auftretenden, dann persistierenden vestibulo-cochleären Schädigungen insbesondere bei jungen Patienten auch an die Erstmanifestation einer VM gedacht werden.