Aktuelle Neurologie 2009; 36 - M303
DOI: 10.1055/s-0029-1238470

Calcitonin gene-related peptide im humanen Schmerzmodell und bei idiopathischen Kopfschmerzen

A Frese 1
  • 1Münster

Die trigeminovaskuläre Aktivierung spielt in der Pathophysiologie der Migräne und des Clusterkopfschmerzes eine entscheidende Rolle. Neben anderen Neuropeptiden wie Substanz P und Vasointestinales Peptid (VIP) ist CGRP einer der am besten untersuchten Marker für diese trigeminovaskuläre Aktivierung. In diesem Beitrag sollen Studien am humanen Modell vorgestellt werden, die sich mit der Rolle von CGRP bei verschiedenen Kopfschmerzen beschäftigt haben. In frühen Arbeiten konnte bereits im ipsilateralen Blut der V. jugularis ein Anstieg von CGRP sowohl bei der Migräne als auch beim Clusterkopfschmerz beobachtet werden. Durch Substanzen wir Triptane oder bestimmte NSAR konnte dieser Anstieg blockiert werden. Wir haben weitere Untersuchungen beim experimentellen trigeminalen Schmerz (induziert durch eine intrakutane Injektion von Capsaicin) und bei anderen Kopfschmerzformen durchgeführt. So wurde der Plasmaspiegel von CGRP bei Patienten mit cervikogenem Kopfschmerz während der Schmerzphase untersucht. Sowohl im Vergleich der Spiegel im Blut der V. jugularis und der V. cubitalis als auch im Vergleich der Spiegel zwischen den beiden Vv. jugulares konnte kein signifikanter Unterschied gefunden werden. Weiterhin wurde auch kein Unterschied in der Ausschüttung von CGRP zwischen Phasen mit Kopfschmerzen und Phasen ohne Kopfschmerzen gefunden. Dies weist darauf hin, dass bei einem symptomatischen Kopfschmerz wie dem cervikogenen Kopfschmerz eine Aktivierung von CGRP keine pathophysiologische Rolle spielt. Auch beim experimentell erzeugten Schmerz durch Injektion von Capsaicin in das Gebiet des ersten Astes des N. trigeminus konnte im Seitenvergleich keine signifikante Aktivierung des trigeminovaskulären Reflexes über CGRP beobachtet werden, obwohl sich ein autonome Aktivierung zeigte, die semiologisch der bei den trigeminoautonomen Kopfschmerzen beobachteten sehr ähnlich war. Weiterhin wurde CGRP auch beim Sexualkopfschmerz untersucht. Hier wiederum zeigte sich eine Aktivierung von CGRP, was möglicherweise durch pathophysiologische Gemeinsamkeiten dieser Kopfschmerzart mit der Migräne zu erklären ist.

Zusammenfassend zeigen die Befunde am humanen Schmerzmodell, dass CGRP eine wichtige und frühzeitige Rolle in der Entstehung von idiopathischen Kopfschmerzen spielt, während es bei symptomatischen Kopfschmerzen wahrscheinlich keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt.