Aktuelle Neurologie 2009; 36 - M247
DOI: 10.1055/s-0029-1238437

Riechstörungen beim medikamentösen, induzierten Parkinson-Syndrom

A Hähner 1, S Krüger 1, C Thiem 1, T Hummel 1
  • 1Dresden

Fragestellung: In den letzten Jahren häufen sich Berichte über olfaktorische Defizite bei neurodegenerativen Erkrankungen. Es stellte sich die Frage, inwieweit temporäre extrapyramidal-motorische Symptome (EPS) unter Neuroleptikatherapie ebenfalls mit olfaktorischen Veränderungen assoziiert sind. Dazu wurde die olfaktorische Funktion von Patienten mit EPS (EPS-Gruppe) und Patienten ohne EPS unter Neuroleptikatherapie mit der olfaktorischen Funktion von Patienten ohne Neuroleptikatherapie verglichen.

Methoden: Es wurden 79 depressive Patienten mit (n=59) und ohne psychotische Symptomatik (n=20) eingeschlossen. Die psychotischen Patienten wurden mit D2-blockierenden Neuroleptika therapiert. Nach 14 Tagen erfolgte eine Beurteilung der Motorik mit der UPDRS III, wobei für die Zugehörigkeit zur EPS-Gruppe ein Wert von ≥4 gefordert wurde. Alle Patienten wurden mit dem „Sniffin' Sticks“-Test (SDI-Wert=Summenwert der Geruchsschwellen-, Diskriminations- und Identifikationstestung) untersucht.

Ergebnisse: Patienten der EPS-Gruppe (n=15; SDI=23) zeigten eine signifikant schlechtere olfaktorische Funktion (p<0,003) als diejenigen ohne EPS (n=44; SDI=29,75) bzw. diejenigen ohne Neuroleptika (n=20; SDI=29). Letztere beiden Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich ihrer Riechfunktion. In der EPS-Gruppe wurden signifikante Korrelationen zwischen der Schwere der motorischen Symptomatik und der Geruchsschwelle (r=-0,61; p=0,02) sowie dem Identifikationsvermögen (r=-0,59; p=0,03) beobachtet. Dabei nahm die olfaktorische Funktion mit steigender EPS-Symptomatik ab.

Schlussfolgerung: Obwohl alle Patienten mit psychotischer Symptomatik ähnliche Neuroleptika in adäquater Dosierung erhielten, entwickelten nicht alle ein EPS. Damit kann eine individuelle Vulnerabilität für die Entwicklung einer motorischen Dysfunktion angenommen werden, die mit der Riechfunktion korreliert. Langzeituntersuchungen bei Patienten mit EPS und olfaktorischer Dysfunktion stehen noch aus.