Fragestellung: Der ischämische Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache und der häufigste
Grund für körperliche Behinderung. Dabei werden die Schlaganfallgröße und der klinische
Schweregrad ganz wesentlich von der postischämischen Einwanderung und Aktivierung
von Entzündungszellen beeinflusst. Erst kürzlich konnte gezeigt werden, dass die Aktivierung
und Migration von myeolisch dendritischen Zellen, Neutrophilen sowie Mikroglia von
dem Ektoenzym CD38 abhängig ist. Wir haben deshalb untersucht, welche Rolle CD38 in
der postischämischen Entzündungsreaktion beim ischämischen Schlaganfall spielt?
Methoden: transient middle cerebral artery occlusion (tMCAO), fluorescence activated cell sorting
(FACS), Knochenmarktransplantation
Ergebnisse: Nach einstündiger Okklusion der A. cerebri media und Reperfusion für 3 Tage zeigten
sich ein kleineres Infarktareal und ein geringeres persistierendes neurologisches
Defizit in CD38-/- Mäusen. Dies korrelierte mit einer deutlich verminderten Einwanderung
von myeloisch dendritischen und CD4 positiven Zellen, wohingegen sich die Anzahl nicht-myeloisch
dendritischer und CD8 positiver Zellen nicht deutlich unterschied. Passend hierzu
zeigte sich nach Knochenmarktransplantationen, dass die immunphänotypisch myeloischen
dendritischen Zellen tatsächlich aus dem Knochenmark abstammen und aus der Peripherie
ins Gehirn einwandern. Drei Tage nach Schlaganfall fand sich außerdem eine signifikant
verminderte mikrogliale MHCII-Expression in CD38-defizienten Tieren als Ausdruck einer
reduzierten Aktivierung dieser Zellen.
Schlussfolgerungen: Eine CD38-Defizienz führt zu kleineren Schlaganfällen und geringerer funktioneller
Einschränkung. Dies erklärt sich durch eine reduzierte Einwanderung und Aktivierung
von Immunzellen. Somit könnte die Modulation von CD38 einen potentiellen Ansatz in
der Therapie des ischämischen Schlaganfalls darstellen, der über das bestehende therapeutische
Zeitfenster von 6 Stunden hinausgeht.