Aktuelle Neurologie 2009; 36 - V213
DOI: 10.1055/s-0029-1238413

Untersuchung mitochondrialer Veränderungen bei Patienten mit idiopathischen Myositiden

P Tacik 1, P Joshi 1, M Knape 1, S Nikolin 1, J Weis 1, M Deschauer 1, S Zierz 1
  • 1Halle/Saale, Aachen

Fragestellung: Mitochondriale Veränderungen wurden oft bei Einschlusskörpermyositis (IBM) und gelegentlich bei Dermatomyositis (DM) sowie bei Polymyositis (PM) nachgewiesen. Das Ziel der Studie war eine systematische Analyse von myohistologischen mitochondrialen Veränderungen und der 4977-bp-Deletion der mitochondrialen DNA bei klinisch gut charakterisierten Patienten mit IBM, DM und PM.

Methoden: (1) Quantitative myophistologische Untersuchung (Cytochrom-c-Oxidase/Succinat- Dehydrogenase (COX/SDH)-Doppelfärbung zur Identifizierung der COX-negativen Fasern (CNF) und modifizierte Gomori-Trichrom-Färbung zum Nachweis von Ragged-Red-Fasern (RRF)) (2) Molekulargenetische Untersuchung (Real-time-PCR zur Quantifizierung der 4977 Basenpaare langen sog. common deletion (CD) der mtDNA im Muskel) bei 35 Patienten (10 IBM, 12 PM, 13 DM) und 11 gesunden Kontrollen.

Ergebnisse: In der Kontrollgruppe fanden sich 0,43% CNF in allen Fasern und ein mittlerer Heteroplasmiegrad der CD von 0,036%. Ein signifikanter Anstieg von CNF und CD wurde in der IBM-Gruppe (Mittelwert CNF 8,6% und CD 0,46%) nachgewiesen. In der PM und DM Gruppe fand sich zwar ein signifikanter Anstieg der CNF (PM 8,7%; DM18,8%), ein signifikant erhöhter Anteil der CD bestand nicht (PM 0,15%; DM0,24%). Bei der IBM gab es eine signifikante lineare Korrelation zwischen CNF und Heteroplasmiegrad der CD, nicht jedoch bei PM und DM. Bei PM- und DM- Patienten ließen sich zwei Untergruppen mit sehr hohem bzw. sehr niedrigem CNF-Prozentsatz differenzieren. Bei den PM-Patienten mit hohen CNF-Prozentsatz war der Heteroplasmiegrad der CD signifikant höher und die CK-Erhöhung signifikant niedriger, als bei denen mit dem niedrigen CNF Prozentsatz. Bei den DM-Patienten waren CD-Prozentsätze in beiden Subgruppen nicht unterschiedlich. Die Häufigkeit der RRF war bei der DM am höchsten und geringer bei der PM und IBM, jedoch bei allen 3 Gruppen nicht signifikant unterschiedlich gegenüber den Kontrollen.

Schlussfolgerungen: (1) Mitochondriale Veränderungen finden sich nicht nur bei der IBM, sondern auch bei der DM und der PM. (2) Bei der IBM gab es eine signifikante lineare Korrelation zwischen dem CNF-Anteil und dem Heteroplasmiegrad, nicht jedoch bei der DM. (3) Bei der PM lässt sich eine Subgruppe mit hohem CNF-Anteil und CD-Heteroplasmiegrad und geringer CK-Erhöhung von einer Gruppe mit geringem CNF-Prozentsatz und CD-Heteroplasmiegrad und ausgeprägter CK-Erhöhung unterscheiden.