Aktuelle Neurologie 2009; 36 - V129
DOI: 10.1055/s-0029-1238376

Retinol-binding Protein als Diagnosemarker bei klinisch isoliertem Syndrom und früher Multipler Sklerose

D Rau 1, V Lehmensiek 1, Y Guttmann 1, M Pfeifle 1, M Hijazi 1, S Werz 1, S Süssmuth 1, H Tumani 1, J Brettschneider 1
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Hintergrund: Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Bisher gibt es keinen Biomarker, der eine diagnostische Zuordnung in frühen Stadien der Erkrankung erlaubt. Wir untersuchten mittels 2-D-Gelektrophorese (2-D DIGE) den Liquor von Patienten mit klinisch isoliertem Syndrom (CIS), die im mittleren Beobachtungszeitraum von 2 Jahren CIS blieben (CIS-CIS) oder eine RRMS (CIS-RRMS) entwickelten und von Patienten mit schubförmiger MS (RRMS).

Methoden: Proteinspots mit einem signifikanten Volumenunterschied wurden mittels MALDI-TOF Massenspektrometrie und Datenbank identifiziert. Darauf basierend erfolgte im Rahmen einer prospektiven Studie über eine follow-up Zeit von 2 Jahren die Validierung eines Kandidatenproteins, des Retinol-binding Proteins (RBP4) mittels ELISA. Hierfür schlossen wir 42 CIS-Patienten (CIS-CIS: n=21; CIS-RRMS: n=21) und 13 RRMS-Patienten ein. Als Kontrollen dienten 11 altersentsprechende Normalbefunde (NB) und 10 Patienten mit Neuroborreliose.

Ergebnisse: Die Analyse von CIS-CIS vs. RRMS ergab 23 signifikante unterschiedliche Spots, entsprechend 13 Proteinen. 8 dieser Proteine waren bei CIS-CIS herunterreguliert, 5 waren hochreguliert. Beim Vergleich von CIS-CIS mit CIS-RRMS ergaben sich 22 signifikant unterschiedliche Spots, entsprechend 13 Proteinen. Davon waren 2 Proteine in CIS-RRMS hochreguliert und 11 herunterreguliert, unter anderem das RBP4.

In der Validierung per ELISA zeigte sich für RBP4 eine signifikante Korrelation mit der Schrankenfunktion (p=<0,001). Im Folgenden wurde daher der Index der Liquor-Serumkonzentrationen eingesetzt. Dabei fand sich eine signifikante Erniedrigung von RBP4 bei CIS-CIS gegenüber NB sowie gegenüber CIS-RRMS. Zudem zeigte sich ein signifikanter Unterschied im RBP4 Index bei Patienten, die während der follow-up Zeit schubförmige Ereignisse aufwiesen im Vergleich zu Patienten ohne schubförmige Ereignisse.

Schlussfolgerungen: 2-D DIGE ist eine geeignete Methode zur Detektion von Biomarkerkandidaten im Liquor. Wir konnten anhand eines Kandidatenproteins (RBP4) die Ergebnisse der 2-D DIGE Analyse bestätigen. RBP4 scheint bei Patienten mit CIS und früher MS eine diagnostische und prognostische Bedeutung zu haben. Die genaue Funktion von RBP4 bei MS ist unbekannt, Studien deuten auf eine mögliche Rolle im Rahmen neuroregenerativer Mechanismen. Eine weitere Validierung an einer großen Kohorte von Patienten mit CIS-CIS und CIS-RRMS ist notwendig.