Aktuelle Neurologie 2009; 36 - V119
DOI: 10.1055/s-0029-1238371

Verbesserte Identifikation von paroxysmalem Vorhofflimmern

T Duning 1, T Hepp 1, R Reinhardt 1, S Wild 1, EB Ringelstein 1, S Knecht 1
  • 1Münster, Pirmasens

Einführung: Vorhofflimmern (VHF) ist die häufigste Ursache für ischämische Schlaganfälle. Mit der oralen Antikoagulation existiert eine hocheffektive Sekundärprävention. Somit ist die Detektion des VHF speziell in Schlaganfallpatienten essentiell. Der diagnostische Standard, das 24 Stunden Langzeit-EKG, hat eine bekannt schlechte Sensitivität bei der Detektion paroxysmalen VHF. 25%-40% der Schlaganfallätiologien bleiben trotz ausgiebiger Diagnostik ungeklärt, und ein großer Anteil könnte durch nicht entdecktes VHF verursacht sein.

Auch kurze Episoden von Vorhofflimmern induzieren myokardiale Veränderungen und damit eine erhöhte Variabilität elektrischer Erregungsmuster auch außerhalb von Flimmerepisoden. Dieses Phänomen kann sich als erhöhte R-R-Intervall-Dynamik im EKG manifestieren.

Abb.1: Beispiel von Zeitreihenanalysen von R-R-IntervallenDer Plot eines gesunden Probanden (A) zeigt die typische Baseballschläger-artige Form; die errechnete Risikostufe ist hier 0. Die disseminierten Cluster eines pVHP-Patienten (B) weist auf eine vermehrte R-R-Intervall-Dynamik hin (Risikostufe 1). Weit gestreute R-R-Intervalle in Patienten mit chronischem VHF indizieren ein Maximum an Variabilität (C). Das errechnete Risiko ist hier 2.

In dieser Studie analysierten wir LZ-EKG-Daten von Pat. nach einem frischen Schlaganfall, um zu klären, bei wievielen sich mit der R-R-Intervall-Analyse ein hohes VHF-Risiko nachweisen lässt.

Methoden: Bei 100 Pat. mit frischem ischämischen Hirninfarkt wurde die konventionelle LZ-EKG-Analyse mit der automatisierten R-R-Zeitreihenanalyse verglichen. Hierzu wurden insgesamt 6 Parameter einer Entscheidungsmatrix zugefügt, um so Pat. mit einem VHF-Risiko zu identifizieren.

Ergebnisse: Die konventionelle EKG-Auswertung identifizierte 27 der 100 Schlaganfallpat. mit VHF, mit der R-R-Intervall-Analyse wurden 64 Pat. mit VHF-Risiko detektiert.

Bei Pat. mit kryptogenen Infarkte war keiner in der konventionellen EKG-Auswertung auffällig, jedoch zeigten 70% Hinweise auf ein VHF in der R-R-Intervall-Analyse. Von 49 Pat. mit Hinweise auf eine kardiogen-embolische Genese der Infarkte waren 35% in der konventionellen Analyse und in der R-R-Intervall-Analyse auffällig. Zusätzlich zeigten weitere 47% in der R-R-Intervall-Analyse Auffälligkeiten.

Schlussfolgerung: Die Analyse der R-R-Intervalldynamik nach Schlaganfall iat eine sinnvolle Ergänzung zur Identifizierung von paroxysmalem VHF. Der große Vorteil dieser automatisierten Analyse liegt darin, dass für die Erkennung des Risikos für VHF kein Flimmerereignis vorhanden sein muss. Zur sicheren VHF-Diagnose ist zwar weiterhin der Nachweis einer Flimmerepisode nötig, jedoch könnten durch die R-R-Intervall Analyse gezielt Pat. mit erhöhtem VHF-Risiko identifiziert werden. Führt man diese Patienten einer extensiveren EKG-Diagnostik zu, ließen sich durch den gebündelten Einsatz des aufwendigen LZ-EKG Ressourcen einsparen.