Aktuelle Neurologie 2009; 36 - M98
DOI: 10.1055/s-0029-1238361

Sensomotorische Plastizität nach Schlaganfall

M Lotze 1
  • 1Greifswald

Patienten nach subkortikalem Insult zeigen trotz guter motorischer Erholung bei einfachen Bewegungen der betroffenen Hand eine erhöhte fMRT-Aktivierung in Arealen der geschädigten und der dazu kontralateral gelegenen Hemisphäre. Unklar ist jedoch, wie sich die Repräsentation von sehr komplexen Handbewegungen verändert, insbesondere wenn Bewegungen mit unterschiedlicher sensomotorischer Führung getestet werden. Wir untersuchten 14 Patienten im chronischen Stadium nach subkortikalem cerebralem Infarkt, die initial eine deutliche motorische Beeinträchtigung aufwiesen, mit funktioneller Kernspintomografie während einfacher Handbewegung aber auch bei visuell geführten Trajektorien und somatosensorisch geführten Spitzgriffbewegungen (9hole-PEG Test) und verglichen die Ergebnisse mit denen von altersangepassten Gesunden (n=24).

Bis zu dem Punkt, in dem sich die motorische Leistung der Patienten nicht von den Gesunden unterscheidet, zeigen die Patienten die bereits beschriebenen Mehraktivierungen (primäre und sekundäre motorische Areale in der geschädigten und nicht geschädigten Hemisphäre und im Cerebellum). Bricht die Leistung im Vergleich zu den Gesunden ein, wird auch die Überaktivierung nicht mehr nachweisbar – das sensomotorische System ist an seine Leistungsgrenze gekommen und Kompensation durch Mehraktivierung ist nicht mehr möglich. Interessanterweise fokussierte sich bei der somatosensorischen Aufgabe (9hole-PEG Test) eine bei den Patienten dennoch vermehrte Aktivierung auf den primären kontralateralen sensomotorischen Kortex.