Aktuelle Neurologie 2009; 36 - V60
DOI: 10.1055/s-0029-1238342

Nachweis von β-trace-Protein in Pleuraergüssen und Aszites: Konsequenz für die Diagnostik von Liquorfisteln

J Dietzel 1, A Krebs 1, J Lüdemann 1, D Böttcher 1, M Roser 1, A Dressel 1
  • 1Greifswald

Hintergrund: B-trace-Protein (L-Prostaglandin-D-Synthase) gilt als liquorspezifisches Protein, sein Nachweis mittels Nephelometrie wird in der Routinediagnostik der Rhinoliquorrhoe verwendet um Liquorfisteln zu identifizieren. Da die Konzentrationen von β-trace-Protein im Serum bei Nierensinsuffizienz ansteigt, wird von einigen Autoren in der Diagnostik von Liquorfisteln die Bildung der Ratio Sekret/Serum empfohlen, um falsch positive Ergebnisse durch Plasmabeimengung zum Sekret zu vermeiden.

Fragestellung: Im Rahmen von Operationen an der Wirbelsäule oder nach Traumata ergibt sich gelegentlich der Verdacht auf eine Liquorfistelung in den Pleura- oder Peritonealraum. Es wurde überprüft, ob die Messung von β-trace-Protein in Pleurapunktaten und Aszites für die Detektion einer Liquorfistel spezifisch ist.

Methoden: In 164 konsekutiven Proben (Aszites oder Pleuraergüsse) und der jeweiligen gepaarten Plasma-Probe wurde die Konzentration von β-trace-Protein nephelometrisch bestimmt (BN ProSpec). Um Kreuzreaktivität auszuschließen, wurde ein Western-Blot als Bestätigungstest durchgeführt. Desweiteren wurden Gesamteiweiß in Punktat und Plasma sowie Kreatinin und CRP im Plasma gemessen.

Ergebnisse: Es wurden 83 Aszites- und 81 Pleuraerguss- Proben sowie zusätzlich 2 Wundsekrete untersucht. Bei keinem der Patienten bestand klinisch ein Anhalt für eine Liquorfistel. Die mittlere β-trace-Konzentration in den Punktatproben war 1,85 mal höher als im Pasma (range Punktat: 0,014–26,5mg/l, Plasma: 0,26–21,4mg/l). Im Vergleich zu den in der Literatur angegebenen Grenzwerten zur Diagnostik einer Rhinoliquorrhoe fanden sich in 95,7% der Proben mehr als 0,35mg/l β-trace-Protein, in 87,2% >1mg/l und in 31,2% >3mg/l. 6,1% lagen über dem höchsten publizierten cut-off von 6mg/l. Bei Verwendung einer Sekret-Plasma-Ratio von ≥2 als cut-off wären >50% der Proben als positiv für Liquorbeimengung beurteilt worden. Die Analyse im Westernblot bestätigt, dass es sich bei dem gemessenen Protein um β-trace Protein und nicht um eine unspezifische Kreuzreaktion im nephelometrischen Test handelt.

Schlussfolgerung: Signifikante Konzentrationen von β-trace-Protein oberhalb der Plasmakonzentration kommen regelhaft auch in Pleuraergüssen und Aszites vor. Die Herkunft des Proteins ist derzeit unklar. Die Bestimmung von L-PGDS/β-trace-Protein ist daher kein geeignetes Verfahren zum Nachweis oder Ausschluss von spinalen Liquorfisteln.