Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2009; 19 - A32
DOI: 10.1055/s-0029-1238206

Berufsspezifische Rehabilitation von Musikern – ergonomische Arbeitsplatzgestaltung

EJ Seidel 1, 2, A Fischer 1, C Wick 3, P Günther 1
  • 1Zentrum für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Sophien- und Hufeland Klinikum Weimar, Henry-van-de-Velde-Straße 2, 99425 Weimar
  • 2Lehrbereich Musikermedizin und Musikphysiologie der Hochschule für Musik Weimar
  • 3Institut für Sportmedizin, Friedrich Schiller-Universität Jena

Aufgrund der zunehmenden Beschwerdesymptomatik bei Berufsmusikern und Musikstudenten, vor allem am Stütz- und Bewegungssystem, gewinnt die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes des Musikers zunehmend an Bedeutung und stellt so eine große Herausforderung erfolgreicher Rehabilitation dar.

Hinsichtlich der belastungs- und beanspruchungsspezifischer Profile liegen bei Berufsmusikern einige Besonderheiten vor, die mit anderen arbeitsmedizinischen Gebieten nicht deckungsgleich sind. Dies hat einmal ursächlich mit dem verwendeten Musikinstrument zu tun, deren Entwicklung durchschnittlich weit über 200 bis 300 Jahre zurückliegt. Anderseits führen wesentliche Veränderungen am Instrument zu Veränderung der Klangeigenschaften. Somit stellt die ergonomische Arbeitsplatzgestaltung bei Musikern einen sensiblen Eingriff in die Arbeitsplatzstruktur, die ergonomische Gestaltung von Halte- und Stützsystemen des Instrumentes und die Beratung des Musikers beim Erwerb eines Instrumentes dar.

Anlässlich einer Studie (Seidel et al. 2008/1) wurden 100 Orchestermusiker befragt, inwieweit sie Einfluss auf die Gestaltung ihres Arbeitsplatzes nehmen. Der überwiegende Anteil der Befragten nimmt bewusst Einfluss auf die Körperhaltung, die Reduzierung von Nebengeräuschen, das Klima, das Licht und die Sitzgelegenheit. Erschreckend wenig Orchestermusiker (13%) nehmen auf Notenqualität und auf die Ergonomie des Arbeitsplatzes Einfluss. Eine vergleichend Untersuchung bei Studierenden an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar (MHS) ergab zwar durch die Lehrinhalte in den Vorlesungsreihen Musikermedizin/Musikphysiologie eine höhere Akzeptanz zur Einflussnahme auf die Gestaltung des Musikarbeitsplatzes. Jedoch nahmen auf die Ergonomie des Instrumentes nur 28% der Befragten Einfluss. Das heißt: im Durchschnitt macht sich nur jeder zehnte Orchestermusiker und jeder zweite Musikstudent Gedanken über die Ergonomie seines Instrumentes.

Im Beitrag wird auf die Möglichkeit der ergonomischen Veränderung am Arbeitsplatz von Musikern bei ausgesuchten Instrumenten aus Sicht einer erfolgreichen Rehabilitation Stellung genommen.