Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2009; 19 - A19
DOI: 10.1055/s-0029-1238193

Betriebsärztliche Einleitung der Rehabilitationsmaßnahme und Begleitung der Rückkehr an den Arbeitsplatz

A Leitner 1, E Jacobi 1, G Enderle 2
  • 1Forschungsinstitut für Rehabilitationsmedizin an der Universität Ulm
  • 2Sozial- und Arbeitsmedizinische Akademie (SAMA), Ulm

Hintergrund:

Die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg und der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte haben einen Kooperationsvertrag zur besseren Einbindung der Betriebsärzte in den Rehabilitationsprozess abgeschlossen. [Hartschuh 2008] Ziel dieser Kooperation ist es, den Rehabilitationsbedarf von Beschäftigten frühzeitig zu erkennen und durch geeignete Rehabilitationsleistungen sowie durch verbesserte Nachbetreuung am Arbeitsplatz den bestehenden Arbeitsplatz zu sichern [Theissen 2007, Haase & al. 2002].

Methodik:

Stellt der Betriebsarzt bei einem Mitarbeiter erhebliche Gesundheitsstörungen fest, leitet er gemeinsam mit dem Beschäftigten das Reha-Verfahren bei der DRV Baden-Württemberg ein („Ärztlicher Bericht zum Antrag auf Leistungen zur Teilhabe“ sowie Arbeitsplatzprofilbogen). Dem Reha-Mediziner wird u.a. ein vom Betriebsarzt erstelltes Arbeitsplatzprofil für eine berufsorientierte Rehabilitation und somit erleichterte Wiedereingliederung zur Verfügung gestellt.

Nach Abschluss der Rehabilitation wird der Betriebsarzt über den Verlauf und das Ergebnis der Rehabilitation von der Reha-Klinik informiert. Der Betriebsarzt dokumentiert nach dem Gespräch mit dem Beschäftigten seine Beurteilung der Reha-Ergebnisse und prüft ob weitere Leistungen wie z.B. eine stufenweise Wiedereingliederung erforderlich sind. Ferner äußert er sich z.B. zur Zweckdienlichkeit der Ausführungen im Entlassungsbericht für die berufliche Wiedereingliederung der Beschäftigten oder auch zum Kontakt zwischen Rehamediziner und Arbeitsmediziner. Darüber hinaus begleitet er die Rückkehr des Mitarbeiters in den Arbeitsprozess.

Sechs Monate nach Abschluss der Rehabilitationsleistung informiert der Betriebsarzt die DRV Baden-Württemberg über die Nachhaltigkeit der Wiedereingliederung. Der Betriebsarzt äußert sich z.B. über den Status der Beschäftigung sowie über etwaige Leistungen zur Eingliederung und Einbindung von Personen/Institutionen in den Eingliederungsprozess.

Die sich aus dem geschilderten Ablauf ergebenden Zielgrößen werden evaluiert:

  • Erfolg und Nachhaltigkeit der beruflichen Wiedereingliederung

  • anschließend noch erforderliche Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben

  • Einbindung des Betriebsarztes in den Reha-Prozess

  • Vergleich der betriebsärztlichen Beschreibung des Arbeitsplatzes mit der Beschreibung durch den Rehabilitanden in Hinblick auf Relevanz für die Rehamaßnahme.

Ferner wird der Wiedereingliederungserfolg der betriebsärztlich begleiteten Reha-Maßnahme mit dem Erfolg einer herkömmlichen, durch den Hausarzt initiierten Reha-Maßnahme verglichen. Parameter wie Arbeitsunfähigkeitszeiten, Rentenantragstellung, Wiedereingliederungshilfen werden gegenübergestellt.

Fazit: Es soll untersucht werden, ob durch die Einschaltung des Betriebsarztes eine rechtzeitigere wie auch zielgenauere Rehabilitation und Wiedereingliederung möglich ist [Kühn & al 2008].

Diskussion:

Das beschriebene Design sollte trotz der komplexen Strukturen und Abläufe geeignet sein, einige relevante Zielgrößen zu bestimmen.

Erste Erfahrungen zeigen, dass tendenziell von den teilnehmenden Betriebsärzten das Verfahren positiv bewertet wird. Die Entlassberichte werden für hilfreich gehalten. Es besteht ein Bedarf nach verbesserten Kontaktmöglichkeiten zwischen Betriebsarzt und Rehaarzt, der über das derzeitige Formularwesen hinausgeht.

Der Eingliederungserfolg kann noch nicht näher bestimmt werden, erste vorliegende Daten sind vielversprechend.

Literatur:

Hartschuh U, (2008): B.Ä.R. Online. http://www.deutsche-rentenversicherung-bw.de/nn_32292/DRVBW/de/Navigation/Rehabilitation/Reha-Projekte/Betriebsaerztliche__Reha__node.html__nnn=true

Haase I, Riedl G, Birkholz L.B., Schaefer A, Zellner M, (2002): Verzahnung von medizinischer Rehabilitation und beruflicher Reintegration. In: Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin, 37. Jahrg., Heft 7, 331–335

Kühn, W., Knülle, E., Schian, H.-M., Schöttler, M., (2008): Effekte einer intensiven Zusammenarberit zwischen Werksarzt und Rehabilitationsmediziner (Detailanalyse, Langzeitbeobachtung), DRV-Schriften, Bd.77 276–278

Theissen U, (2007): Web-Reha, Online: http://www.web-reha.de