Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2009; 19 - A7
DOI: 10.1055/s-0029-1238181

Bad Ischl-Konsensus-Meeting: Bewegungstherapie im Wasser

A Falkenbach 1, K Ammer 1, B Hartmann 1
  • 1Vereinigung für Bäder- und Klimakunde e.V.

Hintergrund:

Die Bewegungstherapie im Wasser nimmt in der Physikalischen Medizin und Rehabilitation einen hohen Stellenwert ein und gehört bei einigen Erkrankungen zur Standardtherapie. Im klinischen Alltag zeigt sich jedoch eine sehr große Variabilität in der Indikationsstellung, der Durchführung, der Umgebungs- und Rahmenbedingungen und in der Bewertung des Nutzens durch die beteiligten Fachgruppen.

Methode:

Vertreter verschiedener Fachdisziplinen mit wissenschaftlicher und/oder klinischer Erfahrung in der Bewegungstherapie im Wasser wurden kontaktiert und um ihre Mitarbeit in einer Expertengruppe gebeten. Ziel war die Identifizierung der wichtigsten Fragen zur klinischen Anwendung und die bestmögliche Beantwortung unter Berücksichtigung der vorhandenen Literatur.

18 teilnehmende Experten identifizierten in 2 E-mail-Abfragen die klinisch wichtigsten Fragestellungen. Im Consensus-Meeting in Bad Ischl wurden die 40 wichtigsten Fragestellungen erörtert und die vorhandene Literaturvorgestellt. Auf der Basis dieser Erörterungen wurden insgesamt 31 Statements formuliert.

Nachfolgend wurde der Grad der Zustimmung jedes Teilnehmers zu jedemdieser 31 Statements abgefragt (Lickert-Skala 1=nein bis 11=ja). 18 Statements ereichten mit einem Score (Median) von 10 oder 11 eine sehr gute Zustimmung, 13 Statements erzielten Zustimmungs-Scores (Median) von 8 oder 9. Bei 6 Statements (zu Themen: Wassertiefe, arterielle Hypertonie, Dosierung der Belastungsintensität, Infekte, Querschnittslähmung, Gehtraining nach Apoplex) wurde die Zustimmung extrem divergierend bewertet (Minimum 1 und Maximum 11).

Beispiel eines Statements (zu Atemwegs- und Lungenerkrankungen): Chlor wirkt als unspezifischer Reiz, was bei einem hyperreagiblen Bronchialsystem (Asthma bronchiale) die Lungenfunktion deutlich verschlechtern kann. Aus pneumologischer – und auch dermatologischer – Sicht wäre es wünschenswert, weniger Chlor zur Wasseraufbereitung einzusetzen. (Zustimmung Median 10; Minimum 9, Maximum 11).

Diskussion:

Viele Aussagen zu klinisch relevanten Fragen finden eine breite Zustimmung unter den Experten. Andererseits gibt es aber auch extremdivergierende Meinungen zu multiplen Fragestellungen (s.o.). Diese auseinandergehenden Meinungen zu klinisch bedeutsamen Fragestellungen verdeutlichen die Notwendigkeit, durch klinische Studien eine Klärung offener Fragen anzustreben.