Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2009; 19 - A1
DOI: 10.1055/s-0029-1238175

Vergleich zweier apparativer Balancetests mit klinischen Funktionstests

T Bochdansky 1, M Böckelberger 1, E Sturm 1, C Weber 1
  • 1LKH Feldkirch, Rankweil

Fragestellung:

Vergleich eines neu entwickelten apparativen Balancetests (novel-posturo, NP) mit einem bestehenden Balancetest (Tetrax, TX) sowie zu klinischen Standardtests.

Methodik:

33 Patienten (15männlich, Alter x: 69,2a) wurden am Beginn und am Ende einer stationären Nachsorge nach orthopädischen und traumatologischen Operationen (Frührehabilitation) am gleichen Tag sowohl mit NP und TX getestet (jeweils 30s ruhiges Stehen auf hartem Boden mit offenen Augen (NO) und geschlossenen Augen (NC). Berechnet wurden: Distanz des projezierten Schwerpunktes (COP-d) in cm, Durchschnittsgeschwindigkeit des Schwerpunktes (COP-v) in cm/s sowie die Fläche (F) in mm2, die eine Ellipse einschließt, die zumindest 80% aller Messpunkte umschreibt.

Am Beginn des Aufenthaltes wurden auch die klinischen Standardtests durchgeführt:

Timed-up-&-go (TUG); 5-chair-raise-test (5CRT); Zeit für 100m Gehen (100m-t); für 10 Meter Gehen (10m-t); für 10 Meter Gehen+rechnen (10m-t+r); und für 5m rückwärts Gehen (5mre-t).

Ergebnisse:

Bei NP bestand zwischen COP-d und COP-v jeweils bei NO als auch NC eine hohe Korrelation (r>0,9). Zwischen NO und NC bestanden am Beginn der Therapie für beide Parameter keine Korrelationen, nach ca. Behandlungstagen waren diese aber deutlich festzustellen (r>0,8). Die Werte waren zwischen NO und NC hochsignifikant unterschiedlich (p<0,0001). Für F konnten keinerlei Korrelationen und auch keine Unterschiede zwischen NO und NC gefunden werden.

Bei TX fanden wir vor der Therapie nur für NC zwischen COP-d und COP-v eine Korrelation (r>0,9), nach der Therapie jedoch sowohl für NO als auch NC Korrelationen zwischen allen Parametern (r>0,8).

Zwischen den Testparameter von NP und TX wurden unterschiedliche Korrelationen errechnet. Am deutlichsten (r>0,9) waren sie am Beginn der Therapie für die Parameter COP-d und COP-v für NC. Am Ende der Therapieserie waren sodann alle Parameter von NP und TX hoch korrelierend.

Die klinischen Tests zeigten für den 10m-t Korrelationen (r >0,9) zu TUG, 10m-t+r und 5mre-t; für den TUG noch mit 10m-t+r und zwischen 10m-t+r und 5mre-t.

Keinerlei signifikanten Korrelationen konnten zwischen den klinischen Testergebnissen zu den Parametern von NP und TX gefunden werden.

Diskussion:

Wie erwartet fanden sich einige Korrelationen zwischen den einzelnen klinischen Tests, insbesondere ist ja der TUG ein zusammengesetzter Test. Auch war zu erwarten, dass die Messergebnisse zwischen zwei ähnlichen Messsystemen korrelieren. Nicht zu erwarten waren jedoch die unterschiedlichen Korrelationen vor und nach der Behandlungsserie. Dies deutet darauf hin, dass der Grad der Mobilität einen sehr differenzierten Einfluss auf die Parameter hat, wie sie zur Beurteilung der Balancefähigkeit verwendet werden. Es erscheint daher erforderlich, diese Differenzierung weiter zu untersuchen um letztlich zu einer differenzierteren Beurteilung des Begriffes „Balancefähigkeit“ zu gelangen.