Zentralbl Chir 2009; 134 - P29
DOI: 10.1055/s-0029-1238170

Lokale Lappenplastiken als Ausweichstrategie – Rekonstruktionsmöglichkeiten beim multimorbiden Patienten

U Wahlmann 1, M Hullmann 1, TE Reichert 1
  • 1Uniklinik Regensburg, MKG_Chirurgie, Regensburg, Germany

Einleitung:

Große Tumorresektionsdefekte im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich werden üblicherweise durch aufwändige mikrovaskuläre Lappenplastiken kompensiert. Diese rekonstruktiven Eingriffe sind relativ langwierig und setzen somit einen passablen Allgemeinzustand des Patienten voraus. Bei sehr alten und gebrechlichen Patienten können lokale Lappenplastiken eine rekonstruktive Alternative bieten.

Material und Methode:

Wir berichten über fünf Fälle von Patienten, bei denen eine mikrovaskuläre Rekonstruktion wegen der Operationsbelastung zu riskant gewesen wäre oder Spendergefäße nicht zur Verfügung standen. Stattdessen kamen Nasolabiallappen unterschiedlicher Art, Wangenrotationen, Lippenplastiken und Bichatlappen zum Einsatz. Beispielhaft werden einzelne Fälle dargestellt und diskutiert.

Diskussion:

Sehr alte Patienten, uns solche, die aufgrund ihrer allgemeinen Morbidität gerade noch in der Lage sind, ein selbständiges Leben zu führen, sollten unseres Erachtens möglichst wenig immobilisiert werden und, wenn überhaupt, nur kurze Phasen auf Intensivstationen verbringen. Lange OP- und Narkosezeiten sind zu vermeiden. In ausgewählten Fällen, in denen eine kurze Operationszeit erforderlich ist, sollten lokale Lappenplastiken in Betracht gezogen werden. Diese können durchaus eine Alternative zur mikrovaskulären Rekonstruktion bieten und passable bis beachtliche Ergebnisse erzielen.

Subcutan gestielte Nasolabiallappen, Stirnlappen, Esser'sche Wangenrotationen oder lokale Fett- oder Muskellappen stehen für kurze Eingriffe zur Verfügung und können miteinander kombiniert werden. Auch kann eine suffiziente kaufunktionelle Rehabilitation bei Kieferdefekten in manchen Fällen durch den Einsatz enossaler Implantate allein oder in Verbindung mit Überbrückungsplatten erfolgen, ohne dass immer eine aufwändige knöcherne Rekonstruktion notwendig wäre.

Schlussfolgerung:

Ziel der Rekonstruktion ist ein tumorfreies Überleben mit einer guten Lebensqualität. Diesen Zielen haben sich unsere rekonstruktiven Ansprüche im Interesse der Patienten unterzuordnen. Bei gebrechlichen Patienten sind daher durchaus Kompromisse einzugehen.