Zentralbl Chir 2009; 134 - P51
DOI: 10.1055/s-0029-1238168

Fallvorstellung einer Dünndarminvagination bei einem 10 Jahre alten Jungen – Der interessante Fall

K Vienola 1, O Kujajewski 1, EE Scheller 1
  • 1Evangelisches Krankenhaus Hubertus, Chirurgie, Unfallchirurgie und Sportmedizin, Berlin, Germany

Invagination ist eine Einstülpung eines Darmsegmentes in das Lumen des sich aboral anschließenden Darms mit Vorschieben des Invaginats in analer Richtung. Mit einer Inzidenz von 1,5 bis 4 Erkrankungen auf 1000 Lebendgeborene stellt die Invagination eine der häufigsten Ileusursachen dar. Hiervon sind in der Regel Kinder im ersten und zweiten Lebensjahr betroffen.

Wir möchten den Fall eines 10-jährigen Jungen vorstellen, der sich mit seit einigen Stunden bestehenden, rechtsseitigen Unterbauch- und Mittelbauchbeschwerden in unserer Klinik vorstellte. Gleichzeitig bestand mehrfaches Erbrechen. Laborchemisch fiel eine Leukozytose von 22,8/nl und ein CRP von 0mg/dl bei altersentsprechendem Hb auf. Die rektale Temperatur lag bei 36° C.

Die klinische Untersuchung zeigte ein weichen sehr druckschmerzhaften rechten Unter- und Mittelbauch. Die rektale Untersuchung war unauffällig.

Sonografisch stellten sich mehrere wandverbreiterte Dünndarmschlingen dar. Die Abdomenübersicht ergab keinen Anhalt für freie Luft oder aufgestellte Dünndarmschlingen, keine Spiegel bei auffällig luftleerem Kolon.

Aufgrund der Beschwerdesymptomatik fiel die Entscheidung zur diagnostischen Laparaskopie unter dem Verdacht einer akuten Appendizitis. Intraoperativ zeigte sich eine ileoileale Invagination, die sich nicht reponieren ließ. Daraufhin wurde eine Unterbauchlaparatomie durchgeführt. Auch dabei war die Reposition unmöglich, woraufhin eine Dünndarmteilresektion (ca. 30cm) durchgeführt wurde. Der postop. Verlauf war komplikationslos und zeitgerecht.

Die histologische Aufarbeitung des Präparates ergab keine Ursache für die Invagination.

Trotz der Seltenheit muss auch bei älteren Kindern an dieses Krankheitsbild gedacht werden.

Die Invagination von Darmsegmenten ist im Kleinkindesalter ein häufiges Erkrankungsbild. Die Pathogenese bleibt in den meisten Fällen ungeklärt. Mit bis zu 80% ist die ileokolische die häufigste Lokalisation. Das Beschwerdebild besteht aus plötzlich einsetzenden kolikartigen Schmerzen mit Erbrechen bishin zum Vollbild eines Ileus. Eine konservative Therapie mit Instillation von Ringerlösung, Kontrastmittel oder dem Versuch einer pneumatischen Desinvagination können innerhalb der ersten 24h nach Beschwerdeeintritt zum Erfolg führen. Bei einer deutlichen Klinik mit entsprechenden Entzündungsparametern oder schon länger zurückliegendem Beginn der Beschwerden ist ein operatives Vorgehen angebracht. Der Fall dieses Jungen zeigt, dass auch in höherem Kindesalter bei plötzlich einsetzendem kolikartigen Bauchbeschwerden an eine Darminvagination gedacht werden sollte.