Zentralbl Chir 2009; 134 - V36
DOI: 10.1055/s-0029-1238158

Defektrekonstruktion nach Tumorresektion an den Extremitäten mittels vaskularisiertem Fibulatransfer

N Schwab 1
  • 1Charite, CMSC, Berlin, Germany

Einleitung:

Das freie, vaskularisierte Fibulatransplantat gilt als geeignete biologische Rekonstruktionsoption beim Vorliegen größerer segmentaler Knochendefekte. Postuliert wird, dass auf Grund der Vaskularisierung die Fibulae im geschwächten Transplantatlager besser knöchern einheilen. Ziel der Studie war es, das Transplantatverhalten, Funktion der Extremität und Lebensqualität nach einer ausgedehnten Tumorresektion und Defektrekonstruktion mit vaskularisiertem Fibulatransfer zu untersuchen und Parameter, die das biologische Verhalten des Transplantats beeinflussen zu identifizieren.

Material und Methoden:

Zwischen 2003 und 2007 wurde an 11 Patienten (m/w 5/6, 38 Jahre [17–74]) eine Rekonstruktion mittels eines vaskularisierten Fibulatransplantats (einzelnes graft n=8, bilaterales graft n=3) nach einer Tumorresektion eines langen Röhrenknochen durchgeführt. Bei den Primärtumoren handelte es sich um Ewing Sarkome (n=5), Osteosarkome (n=2), pleomorphe Sarkome, Riesenzelltumor, Adamantinom und fibröse Dysplasie (je n=1). 10 Patienten erhielten eine Zusatztherapie (neo-und/oder adjuvante Radio/Chemotherapie), bei 6 Patienten wurde primär Spongiosa angelagert. Alle Reosteosynthesen wurden an Blutgefäße arteriovenös angeschlossen und durch winkelstabile Implanatate fixiert. Die Beurteilung der Knochenhypertrophie der Fibulatransplantate wurde nach De Boer und Wood durchgeführt, zusätzlich wurde das onkologische Ergebnis, die postoperative Extremitätenfunktion sowie die krankheitsbezogene Lebensqualität mittels etablierter Scores wie der SF-36, MSTS und Toronto Extremity Salvage Score ermittelt.

Ergebnisse:

Zum Zeitpunkt der letzten Nachuntersuchung (mittleres follow up 22 [2–52] Monate) waren 11 Patienten rezidivfrei und ohne Anzeichen neu aufgetretener Fernmetastasen. Duplexsonographisch konnte kein Verschluss einer Anastomose festgestellt werden. Die mittlere radiologische Einheilungszeit (klinische Konsolidierung) war 9,1 Monate [5–14]. 6 Patienten erreichten diese primär, 2 Patienten erhielten sekundär eine Spongiosaplastik. Bei 5 Patienten zeigte sich eine mehr als 20%ige Hypertrophie, bei einer Patientin wurde ein negativer Wert festgestellt. Zum Zeitpunkt der letzten Nachuntersuchung zeigten sich in den Funktionsscores Durchschnittswerte von 75% (TESS 105 [82–136]) bzw. 51% (Enneking Score 15,2 [8–24]. Der mittlere SF 36 war 56 [23–79]. Wesentliche Komplikationen waren das Implantatversagen (n=3), der Graftbruch (n=2) und die temporäre Radialisparese (n=1).

Schlussfolgerungen:

Auch wenn die Einheilungszeit 9 Monate beträgt hat sich das gefäßgestielte Fibulatransplantat bei Patienten nach einer Tumorresektion im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes als ein valides Verfahren zur knöchernen Defektrekonstruktion erwiesen. Bei hoher Komplikationsrate besitzt es das Potenzial auch in einem geschwächten Transplantatlager bei postoperativer Radiochemotherapie knöchern zu konsolidieren.