Zentralbl Chir 2009; 134 - P63
DOI: 10.1055/s-0029-1238157

Der Musculus-longus-capitis-Lappen – Eine neue Technik zur Rekonstruktion des Gaumensegels

W Pradel 1, D Senf 1, G Lauer 1
  • 1Uniklinikum, MKG-Chirurgie, Dresden, Germany

Fragestellung:

Die Rekonstruktion des weichen Gaumens nach Tumorablation stellt aufgrund der dynamischen Struktur des Gaumensegels eine große Herausforderung für die plastische Chirurgie dar. Defekte im Gaumensegel verursachen eine velopharyngeale Dysfunktion, welche zu nasaler Sprache und Reflux von Flüssigkeit bei der Nahrungsaufnahme führt. Beides sind schwerwiegende Umstände, die die betroffenen Tumorpatienten sozial isolieren. Es soll eine einfache neue Technik zum Verschluss kleiner Defekte im Gaumensegel beschrieben werden.

Patient und Methode:

Bei einer 45-jährigen Patientin wurde ein mukoepidermoides Karzinom auf der linken Seite des Gaumens entfernt. Nach primärem Wundverschluss verblieben 2 oronasale Fisteln, die mit einem Palatinallappens gedeckt wurden. Erneut kam es zu einer Fistel und es wurde die Rekonstruktion mit einem Muskellappen aus der Halsmuskulatur durchgeführt. Nach Inzision in der Rachenhinterwand wurde der vordere Bauch des M. longus capitis freigelegt und an seinem Ursprung abgetrennt. Die nasale Schicht im Gaumensegel wurde durch Umschlagen von oraler Schleimhaut gebildet und der Muskellappen durch einen Tunnel im Gaumensegel in den Defekt geführt und vernäht. Drei Monate später wurde der Muskelstiel durchtrennt.

Ergebnisse:

Postoperativer Verlauf und Wundheilung waren ohne Komplikationen. Der Defekt im Gaumensegel wurde vollständig verschlossen. Vorübergehend traten Schluckschmerzen und Halssteifigkeit auf. Nach Durchtrennung des Muskelstiels waren weder Hyper- noch Hyponasalität zu beobachten, noch traten Schluckstörungen auf.

Schlussfolgerung:

Zur Vermeidung längerer Operationszeiten kann mit dem lokalen Lappen aus der Halsmuskulatur eine sichere Rekonstruktion des Gaumensegels erzielt werden. Der Lappen ist gut durchblutet, wird in der unmittelbaren Umgebung gehoben und hat keine wesentliche Entnahmemorbidität.