Zentralbl Chir 2009; 134 - P26
DOI: 10.1055/s-0029-1238146

Mikrochirurgische Gefäßanastomosierung end-zu-seit mit fortlaufender TechnikIst es sicher in der Lappenchirurgie?

L Li 1, C Scholz 1, E Gudewer 1
  • 1Klinikum Oldenburg, Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie/Plastische Operationen, Oldenburg, Germany

Mikrochirurgische Gefäßanastomosierungen mit end-zu-end und Einzelnahttechnik ist Standard in den meisten mund-, kiefer- und gesichtschirurgischen Zentren in Deutschland. In den letzten 3 Jahren wurde von einem Operateur der freie Gewebetransfer konsequent mit end-zu-seit in fortlaufender Technik durchgeführt. Ist dieses Verfahren sicher? Welche Vorteile kann man erwarten?

Material und Methode: 232 freie Lappentransfers wurden von einem Operateur an der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in einem Zeitraum von 2006 bis 2009 durchgeführt. Alle Patienten haben mind. eine Gefäßanastomosierung mit end-zu-seit und fortlaufender Technik. 95% der Fälle haben sowohl Vene als auch Arterie durch end-zu-seit und fortlaufender Nahttechnik. Vena jugularis interna war das einzig gewählte Gefäß für die venöse end-zu-seit Anastomosierung. Bei der end-zu-seit Anastomosierung arteriell war die A. carotis externa in den meisten Fällen gewählt (92%) worden. In 2 Fällen war die A. facialis und in 8 Fällen die A. carotis communis gewählt worden, da durch radikale Voroperationen kein anderes Gefäß zur Auswahl vorhanden war.

Lappentyp: Latissimus-dorsi (112), Fibula (47), Unterarm (40), Beckenkamm (18), Jejunum (7), TRAM (8).

Präoperative Radiatio wurde in 30% der Fälle verabreicht mit einer Durchschnittsdosis von 60Gy.

Ergebnis: Die Lappenüberlebensrate war 98%, 2 Lappenverluste waren bedingt durch venöse Stauung, die wegen kontralateralem Anschluss und schlechte Patientenkompliance verursacht wurde. Ein weiterer Lappenverlust war wegen Skolisierung der A. carotis externa. Die Verdickung bzw. Verhärtung der Gefäßwand hat eine exakte end-zu-seit Anastomosierung erschwert. 13 Lappen (5%) mussten revidiert werden, 8 davon wurden gerettet. Das ergibt eine Erfolgsrate von 62,5% (8/13). Arterielle Problematik (1/13, 12,5%), venöse Komplikationen (8/13, 62,5%), Hämatom (4/13, 25%) waren die Ursache für die Revision. Bei einem Patienten wurde die venöse Thrombosierung durch ein Veneninterponat vom Oberarm ersetzt, der Lappen überlebte.

Diskussion: Obwohl end-zu-seit und fortlaufende Nahttechnik in der mikrochirurgischen Gefäßanastomosierung eine 30-jährige Geschichte hat, ist in den meisten Kliniken die end-zu-end mit Einzelnahttechnik im freien Lappentransfer immer noch Standart. Unsere klinische Studie zeigte, end-zu-seit mikrochirurgische Gefäßanastomosierung sowohl arteriell als auch venös ist ein sehr zuverlässiges Verfahren in der freien Lappenchirurgie.

Vorteile: Sehr hohe Erfolgsrate, Erhalt aller namhaften arteriellen Gefäße (besondere Bedeutung in der Extremitätenrekonstruktion), die Gefäßdurchmesserdiskrepanz spielt keine Rolle mehr, große Freiheit für die Operationsplanung, technisch einfach und zeitsparend (Durchschnittszeit Zeit für eine Anastomisierung 14 Minuten).