Zentralbl Chir 2009; 134 - V61
DOI: 10.1055/s-0029-1238143

Behandlungsmöglichkeiten des kongenitalen und des erworbenen Anophthalmus

S Knappe 1, R Guthoff 1
  • 1Universitäts-Augenklinik Rostock, Augenklinik, Rostock, Germany

Sowohl der kongenitale als auch der erworbene Anophthalmus gehen mit einem Orbitavolumendefizit einher, welches bei ausbleibendem Volumenersatz zu einer kosmetisch störenden Gesichtsasymmetrie führen kann. Diese gilt es zu vermeiden. Mittlerweile gibt es verschiedene Möglichkeiten Orbitaplatzhalter aus unterschiedlichsten Materialen zu implantieren. Die Auswahl der zu implantierenden Implantate sowie die Operationstechnik sollten sich außerdem an der Ursache des Orbitavolumenverlustes orientieren.

Der kongenitale Anophthalmus ist eine seltene Fehlbildung, die durch einen fehlenden Bulbus oder rudimentär angelegte Bulbusstrukturen, eine unterentwickelte knöcherne Orbitabegrenzung, eingefallene Lider sowie einer stark verkürzten Lidspalte mit einem kleinen, häufig kontrakten Bindehautsack, welcher primär nicht prothesefähig ist, gekennzeichnet ist.

Im Vordergrund der Behandlung dieser Kinder steht die ästhetische Rehabilitation, welche oft eine große Herausforderung für den Arzt darstellt. Eine frühe Prothesefähigkeit sowie eine symmetrische Gesichtsentwicklung durch Stimulierung der knöchernen Orbita, speziell beim einseitigen Anophthalmus, werden angestrebt. Mehrstufige Behandlungskonzepte, welche die Gewebestrukturen individuell unterschiedlich beeinflussen, sind hierfür erforderlich. In der Regel erfolgt zunächst eine Aufdehnung des Bindehautsackes mit selbst quellenden Hydrogelexpandern. Anschließend werden Orbitaexpander, die aus demselben Material bestehen, implantiert. Je früher mit dieser Behandlung begonnen wird, umso besser gestaltet sich das spätere ästhetische Ergebnis.

Von einem erworbenen Anophthalmus sprechen wir, wenn das Auge beispielsweise aufgrund einer Verletzung funktionslos und schmerzhaft geworden ist und nicht mehr erhalten werden kann. Um die äußere Erscheinung der enukleierten und prothetisch versorgten Seite optisch und hinsichtlich seiner Beweglichkeit der anderen Seite anzugleichen, stehen uns verschiedenste Orbitaimplantate als Volumenersatz (z.B. Dermis-Fett, Hydroxyapatit) zur Verfügung. Durch die Optimierung dieser Implantate und den Einsatz neuer chirurgischer Techniken (z.B. Skleralappen) konnten die postoperativen kosmetischen Ergebnisse in den letzten Jahren wesentlich verbessert werden.