Zentralbl Chir 2009; 134 - P34
DOI: 10.1055/s-0029-1238130

Die perkutane Stanzbiopsie als sicheres und kostengünstiges Verfahren in der Diagnostik von Weichteiltumoren des Bewegungsapparates

T Gösling 1, A Gillenberg 1, C Krettek 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany

Fragestellung:

Die Art der chirurgischen Behandlung von Weichteiltumoren des Bewegungsapparates ist abhängig von der Entität und dem Grading des Tumors. Diese können auch durch moderne, bildgebende Verfahren nicht eindeutig diagnostiziert werden. Bei suspektem Befund ist daher eine präoperative Biopsie unumgänglich. Neben der offenen Biopsie stellt die perkutane Stanzbiopsie eine Alternative dar. Vorteile liegen in der umgehenden Durchführbarkeit im ambulanten Bereich. Kritiker der Methode verweisen auf einen hohen Anteil falscher histologischer Befunde. Ziel dieser Studie war der Vergleich der Histologien der präoperativen Stanzbiopsien und des Operationspräparates bez. Entität und Grading.

Methodik:

Wir haben unser Krankengut vom 1.5.1998 bis 13.5.2008 teils retrospektiv teils prospektiv ausgewertet. Es wurden alle Patienten mit einem operierten Weichteiltumor eingeschlossen, von denen neben der definitiven Histologie der histologische Befund einer präoperativen Stanzbiopsie vorlag. Neben dem Vergleich der Entitäten und des Gradings wurde bez. zusätzlicher offener Biopsie, Anästhesieverfahren und Komplikationen ausgewertet. Es wurdeb weiterhin zwei Zeiträume mit verschiedener Spezialisierung des Teams verglichen.

Ergebnisse:

74 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien. Alle Stanzbiopsien erfolgten in örtlicher Betäubung. Es traten keine Komplikationen auf. In der definitiven Histologie fanden sich 52 maligne, 15 semimaligne, 17 gutartige Weichteiltumoren. 51 (69%) der Entitäten stimmten überein. Der Unterschied zwischen erstem Zeitraum und zweitem Zeitraum lag bei 61% zu 83%. Die Divergenz in der zweiten Gruppe trat in allen 4 Fällen für die Differenzierung zwischen atypischem lipomatösem Weichteiltumor und Lipom auf. Bezogen auf die Divergenz maligne zu benigne traten in Gruppe 2 die 4 Divergenzen zwischen atypischem lipomatösem Weichteiltumor und Lipom auf. In Gruppe 1 traten in 30% der Fälle Divergenzen auf. Das präoperative Grading zeigte in Gruppe 1 in 31% Divergenzen, in Gruppe 2 in den besagten 16%. 15 Patienten in Gruppe 1 wurden einer offenen Biopsie zugeführt. Auch hier kam es in 3 von 15 Fällen zu einer Divergenz bzgl. der Entität und in 1 von 15 Fällen bez. der Unterscheidung maligne/benigne.

Schlussfolgerung:

Die perkutane Stanzbiopsie stellt aus unserer Sicht das Verfahren der Wahl zur präoperativen Histologiegewinnung dar. Es handelt sich um ein nahezu komplikationsfreies Verfahren, das mit geringem Aufwand in Lokalanästhesie durchgeführt werden kann. Es handelt sich trotzdem nicht um einen Anfängereingriff. In unserem Krankengut zeigte sich die Unterscheidung zwischen Lipom und atypischen lipomatösem Weichteiltumor als einzige Entität kritisch. Lipome, die aufgrund Ihrer Lage und Größe einem atypischem lipomatösem Weichteiltumor entsprechen, sollten daher en bloc marginal reseziert werden. Der Patient ist jedoch darüber aufzuklären, dass je nach Erfahrung des Stanzenden und des Pathologen in bis zu 10–20% der Punktionen eine offene Probe entnommen werden muss. Auch diese bietet jedoch keine 100%ige Klarheit.