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DOI: 10.1055/s-0029-1238126
Knochentransplantate aus der proximalen Tibia im Vergleich zum klassischen Beckenkammtransplantat bei 15 Frischleichen
Bei insgesamt 15 humanen Frischpräparaten verglichen wir Knochentransplantate aus der proximalen Tibia und dem anterioren Beckenkamm unter standardisierten Bedingungen im Hinblick auf die mögliche Knochenmenge und die histologische Knochendichte. Dazu entnahmen wir unter standardisierten Bedingungen jeweils ein monokortikospongiöses Transplantat aus der anterioren Crista iliaca und ein rein spongiöses Transplantat aus der homolateralen proximalen Tibia. Die Länge des Hautschnittes am Beckenkamm betrug jeweils 6cm, während sich der tibiale Zugang im Faserverlauf des Pes anserinus standardmäßig über eine Länge von 3,5cm erstreckte. Im Bereich der medialen Tibia wurde nach Präparation eines kraniomedial gestielten Knochendeckels in der von JAKSE et al. (2001) angegebenen Weise mithilfe von VOLKMANN-Löffeln die maximal mögliche Menge an Spongiosa entnommen. Die Hebung der Beckenkammtransplantate, deren Länge zwischen ¼ und ⅓ der Gesamtlänge der Crista iliaca lag, erfolgte mittels oszillierender Säge und Osteotomen. Zur Volumenbestimmung wurden die gewonnen Transplantate vorsichtig zerkleinert und ebenso wie die Transplantate aus der Tibia in einen wassergefüllten Standzylinder gegeben. Darüber hinaus wurden von allen Transplantaten histologische Schnitte angefertigt (GIEMSA-Färbung) und einer histomorphometrischen Analyse zugeführt.
Beide Spenderareale lieferten vergleichbare Knochenmengen (Tibia: 10,6ml, Becken: 9,2ml), was mittels T-Test für verbundene Stichproben auch statistisch belegt werden konnte (a=5%). Das Ergebnis war dabei weder alters- noch geschlechtsabhängig. Demgegenüber fiel die histomorphometrisch bestimmte Knochendichte beim Beckentransplantat mit im Mittel 22,3% signifikant höher aus als beim Transplantat aus der Tibia mit 16,7%. Dieser Knochendichteunterschied ist signifikant altersabhängig (r=-0,556), wohingegen eine Abhängigkeit vom Geschlecht statistisch ausgeschlossen werden konnte. Dies bedeutet, dass der Knochendichteunterschied beider Transplantate mit zunehmendem Alter an Relevanz verliert. Sofern keine kortikalen Knochentransplantate benötigt werden, bieten spongiöse Transplantate aus der proximalen Tibia insbesondere bei älteren Patienten eine probate Alternative zum klassischen Beckenkammtransplantat.