Zentralbl Chir 2009; 134 - V65
DOI: 10.1055/s-0029-1238116

Rekonstruktion von Kontinuitätsdefekten des Unterkiefers – Klinische Ergebnisse des Zeitraums 1980 bis 2006

A Eckardt 1, H Kokemüller 1, S Friedrichs 1, NC Gellrich 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Hannover, Germany

Die Rekonstruktion tumor- oder traumabedingter Knochendefekte des Unterkiefers ist ein seit langem etabliertes Verfahren und unverzichtbar im Rahmen einer geplanten kaufunktionellen Rehabilitation.

Material und Methode: Ziel der vorliegenden retrospektiven Untersuchung war eine klinische Bestandsaufnahme und Auswertung sämtlicher Defektrekonstruktionen des Unterkiefers unterschiedlicher Ätiologie in einem 25-jährigen Zeitraum. Mittels deskriptiver Statistik erfolgte die Auswertung des Patientenkollektiv hinsichtlich Ursache des Knochendefekts, der Entnahmeregion, des Zeitpunkts der Rekonstruktion, der Komplikationen nach Knochentransfer, der Implantatversorgung u.a.

Ergebnisse: Das Patientenkollektiv bestand aus 476 Patienten. Die Verteilung der Diagnosen war wie folgt: 78% Malignome, 14% gutartige Tumoren, 5% Osteomyelitis und 3% Trauma. Knöcherne Rekonstruktion wurden bei insgesamt 255 Patienten durchgeführt. Knochenentnahmeregionen waren Beckenkamm (n=191), Fibula (n=43), Skapula (n=15) und Rippe (n=6). Eine Primärrekonstruktion des Unterkieferdefekts erfolgte in 43% der Fälle, bei 57% der Patienten erfolgte eine Sekundärrekonstruktion. Vaskularisierte Knochentransplantate wurden bei 27% der Patienten verwendet, 73% der Patienten wurden mittels freier Knochentransplantate der jeweiligen Entnahmeregion rekonstruiert. Eine Versorgung der Knochentransplantate mit Implantaten wurde lediglich in 34% der Fälle durchgeführt.

Schlussfolgerung: Die vorliegende retrospektive Auswertung eines umfangreichen Patientenkollektivs dokumentiert anschaulich die Bedeutung der Knochen-transplantation zur Überbrückung von Defekten des Unterkiefers unterschiedlicher Ätiologie und unterstreicht ferner den hohen Stellenwert freier Knochentransplantate der Beckenkammregion. Die auffallend niedrige Rate abschließender Implantatinsertionen – insbesondere bei dem Teilkollektiv der Tumorpatienten – muss im Kontext einer intendierten kaufunktionellen Rehabilitation kritisch bewertet werden.