Zentralbl Chir 2009; 134 - P11
DOI: 10.1055/s-0029-1238114

Orthopädische Onkologie und plastische Chirurgie – Eine fruchtbare Kooperation

J Bruns 1, K Wittig 1, K Wittig 1
  • 1Diakonie-Klinikum Hamburg, Standort, Klinik f. plast. Chirurgie, Hamburg, Germany

Extremitätenerhalt ist heute bei der überwiegenden Zahl von Tumoren des muskuloskelettalen Apparates möglich. Erste Prämisse ist die sog. weite Resektion des Tumor, d.h. die Entfernung im Gesunden. Dies lässt sich häufig ohne zusätzliche plastisch-chirurgische Maßnahmen bewerkstelligen. Häufig muss jedoch eine plastisch-rekonstruktive Massnahme erfolgen, besonders dann, wenn auf eine alloplastische Rekonstruktion verzichtet werden soll oder wenn es sich um PAtienten handelt, die onkoloigshc inadäquat voroperiert wurden, eine Nahcresektion erfahren, bei ein großer Defekt verbleibt und dieser plastisch gedeckt werden muss.

Die Kombination von orthopädische Onkologie und plastischer Chirurgie unter einem Dach ist dabei besonders vorteilhaft. Zu diesem Aspekt werden ausgewählte Beispiele präsentiert:

1. Ein am lat. Kniegelenk lokalisiertes inadäquat voroperiertes Weichteilsarkom am lat. Kniegelenk ist Anlass zu einer Nachresektion. Dazu muss zunächst der voroperierte Bereich derart nachreseziert werden, dass die lat. Kapsel inklusive des lat. Seitenbandes und des N. peronaeus sowie des Fibulaköpfchens erfolgen muss. Anschließend wird das alt. Seitenband mittels Fascia-lata-Plastik rekonstruiert und anschl. der Defekt mittels freiem M.-latissimus-dorsi-Lappen gedeckt. Nach Abheilung erfolgt die postop. Radiotherapie.

2. Bei einer 18-jährigen Frau wird ein Ewing-Sarkom des Beckens (Os ilium) bioptisch gesichert. Nach präoperativer Chemotherapie, bei der der Tumor deutlich geschrumpft ist, kann eine das Acetabulum erhaltende Operation erfolgen. Nach Resektion des Os ilium erfolgt der Schluss des Beckenringes mittels gefäßgestielter Fibula. Zusätzlich erfolgt die Stabilisierung mittels Platten-Osteosynthese. Anschl. wird die postop. Chemotherapie fortgeführt. Ein Jahr postop., ist die Pat. beschwerdefrei und zeigt ein nahezu normales Gangbild.

3. Eine 44-jährige Frau wird andernorts bei Verdacht auf eine vermeintliche aneurysmatische Knochenzyste am Os metatarsale I intraläsional voroperiert und der Defekt synchron mit autologer Spongiosa aufgefüllt. Innerhalb von 6 Monaten wird mittels Bildgebung ein Rezidiv diagnostiziert. Bei der Nachresektion wird der voroperierte Bereich intraläsional nachreseziert und der Defet mit Knochenzement aufgefüllt. Die endgültige Histologie ergibt jetzt ein low-grade-central Osteosarkom. Dies veranlasst zur einer weiten Nachresektion, bei der das Os metatarsale I komplett mit anhängendem kontaminierten Weichteil entfernt werden muss. Um die kompromitierte Funktion möglich komplett wieder herzustellen, erfolgt nach weiter Nachresektion die Rekonstruktion mit einem osteomyokutanen Fibulatransplantat. Die Großzehe muss dabei zwar geopfert werden, jedoch heilt das übrige Transplantat gut ein, sodass die Frau nach 9 Monaten wieder bergwandern kann.

Zusammenfassung: Die Kooperation von onkologischer Orthopädie und plastischer Chirurgie ist für Pat. eine vorteilhafte Kombination, da neben primären Rekonstruktionen nach weitere Tumorresektionen auch komplizierte Nachresektionen onkologisch zufriedenstellend gelöst werden können.