Zentralbl Chir 2009; 134 - V58
DOI: 10.1055/s-0029-1238109

Individualisierte und differenzierte Therapiestrategien zur Versorgung von rektovaginalen Fisteln

F Aydin 1, M Renter 1, M Schmelzle 1, A Raffel 1, A Rehders 1, CF Eisenberger 1, WT Knoefel 1
  • 1UKD, Düsseldorf, Germany

Einleitung: Rektovaginale Fisteln (RVF) stellen für betroffene Patientinnen ein schwerwiegendes psychosoziales Problem dar und bedeuten für den Chirurgen eine komplexe therapeutische Herausforderung. Die Ursachen für RVF sind vielfältig, insbesondere sind postoperative Komplikationen, entzündliche Veränderungen, postaktinische Folgeschäden, Geburtstraumen und Karzinominfiltrationen zu nennen. Die Therapie richtet sich nach der auslösenden Krankheit, nach Höhenlokalisation und Größenausdehnung der Fistel.

Material und Methoden: Wir berichten über 22 (26–70 Jahre) eigene Fälle von RVF. Patientinnen mit rektovaginaler Fistelbildung. Chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wurden ausgeschlossen. Davon waren 7 RVF postoperativ nach kolorektalen, 7 nach gynäkologischen Eingriffen, 2 als postaktinische Folgeschäden, 3 durch Karzinominfiltrationen und 3 durch entzündliche Veränderung aufgetreten.

Ergebnisse: Initiale Therapie zum Fistelverschluss war bei 10 Pat. durch lokale Exzision/preanal repair, bei 12 Pat. durch einen transabdominellen Zugang. Primärer Fistelverschluss wurde in 14 (64%) Fällen erreicht. Rezidivfistel waren in 8 (36%) Fällen nachweisbar. Dann wurde definitiver Fistelverschluss erreicht:1x lokale Exzision, 4x transabdominell, 2x Gracilis-Plastik, 1x M. bulbospongiosus composite In 19 Fällen kam es zur Ausheilung des Defektes, bei drei Patientinnen besteht eine Persistenz der RVF.

Schlussfolgerungen: Das Vorgehen bei RVF richtet sich nach Ursache, Lokalisation und Komorbidität. Bei schweren Entzündungen sollte zunächst ein protektives Stoma angelegt und erst nach Abklingen der Entzündung das weitere Vorgehen geplant werden. Bei tief liegenden Fisteln empfehlen wir zunächst ein lokales Vorgehen wie beispielsweise preanal repair und Fistelexzision ggf. mit Anlage eines protektiven Stomas. Transabdominelles Vorgehen bietet sich bei hoch liegenden Fisteln an. Bei RVF-Rezidiven ist an die Interposition eines Muskelschwenklappens (z.B. Gracilis-Plastik) zu denken.