ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2009; 118(6): 269
DOI: 10.1055/s-0029-1233294
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Verteidigung des Papiers

Cornelia Gins
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Publication Date:
23 June 2009 (online)

Das Thema „Wozu Zeitung?” in einer Tageszeitung hat mich auf die Idee gebracht, über die Zukunft des Printmediums nicht im Allgemeinen, sondern ganz im Speziellen, nämlich der ZWR, zu „philosophieren”. Dass die Tageszeitungen um ihre Existenz bangen, ist verständlich. Das Internet mit seinen Foren, Blogs und Twitters scheint das gedruckte Wort für die tägliche Information überflüssig zu machen. Die Umsatzeinbussen der großen Verlagshäuser bestätigen das bereits. Nun ist eine Fachzeitschrift nicht unbedingt mit einer Tageszeitung zu vergleichen, aber auch hier werden die Leser jünger, so hoffe ich doch jedenfalls. Sie sind mit den neuen Medien bestens vertraut und haben früh gelernt, ihre Informationen aus dem Internet zu holen und Diskussionen online zu führen. In der Tat ein Vorteil, den bedrucktes Papier nicht hat. Blogs und Twitters sind, wie mir ein Blick ins Internet bestätigte, auch in der Zahnheilkunde inzwischen ein gern genutztes Medium, um sich über Therapien und Behandlungstechniken auszutauschen. Ebenfalls ist das E–Book auf dem Vormarsch, wie die letzten Buchmessen gezeigt haben. Nicht nur in den U–Literatur–Verlagshäusern, sondern auch in den wissenschaftlichen Verlagen wird mit Hochdruck daran gearbeitet, den neuen Trend nicht zu verpassen. Steht also doch das Aus für das gedruckte Wort unmittelbar bevor?

Totgesagte leben bekanntlich länger, so sehe ich für die Fachliteratur noch nicht wirklich Gefahr am Horizont. Zurzeit steht für das Lesen von elektronischen Texten nur der Computer, also der Bildschirm, zur Verfügung. Das wird sich allerdings bald ändern, die ersten kleinen handlichen E–Book–Modelle sind schon auf dem Markt. Doch kann das wirklich ein Ersatz für bedrucktes Papier sein? Klar, die Technik–Freaks werden sogleich dabei sein. Neben Net– oder Notebook, Blackberry oder iPhone hat man dann noch das E–Book in der Aktentasche. Sieht mächtig wichtig aus, und hat nebenbei sicher einen großen Spaßfaktor. Doch bin ich ziemlich sicher, dass ein großer Teil der lesenden Menschen den „Klassiker” Papier noch eine geraume Zeit bevorzugen wird. Ein Buch, eine Zeitung oder Zeitschrift kann man sammeln, mit persönlichen Notizen versehen. Man kann ein Eselsohr hineinknicken, um eine Seite besonders zu markieren oder sie sogar herausreißen. Sie können im Strandkorb sich kühle Luft zufächeln und lästige Mücken vertreiben.

Ich hoffe, dass Sie diese ZWR mit dem Schwerpunkt Implantologie noch vor Ihrem Urlaub erreicht. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie im Strandkorb in der Ausgabe neben einem nützlichen Utensil zum Vertreiben von unerwünschten fliegenden „Gästen” auch Beiträge finden würden, die Sie so nutzen möchten, dass Sie bestätigen können: Papier bleibt eben doch Papier.

Cornelia Gins

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