Dialyse aktuell 2009; 13(5): 240
DOI: 10.1055/s-0029-1225945
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Mit das Wichtigste überhaupt ...

Christoph C. Haufe
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Publication Date:
17 June 2009 (online)

... für chronisch Nierenkranke und insbesondere für Dialysepatienten ist ein adäquater Ernährungszustand. Diese Feststellung wurde in den letzten 10–15 Jahren wiederholt bestätigt und ist Grund genug, dem Themenkreis „Ernährung” eine ganze Ausgabe der Dialyse aktuell zu widmen. Drei auf diesem Gebiet ausgewiesene Experten stellen die wichtigsten Aspekte rund um die Ernährung des Dialysepatienten aus unterschiedlicher Sicht dar, sodass der Leser ein aktuelles und komplexes Gesamtbild erhält.

Mag es auf den allerersten Blick erstaunen, dass in einem im internationalen Vergleich sehr wohlhabenden Land wie Deutschland überhaupt Menschen an Mangelernährung leiden, so wird in den 3 folgenden Arbeiten sehr anschaulich dargestellt, worin die eigentliche Schwierigkeit liegt. Denn Probleme bereitet Dialysepatienten nicht das Nahrungsangebot, sondern vielmehr die richtige Nahrungsauswahl sowie die verschiedenen Umstände, die das terminale Nierenversagen und die Nierenersatztherapie regelhaft begleiten.

Problematisch für Dialysepatienten ist neben dem Risiko der unterkalorischen Nahrungszufuhr als solcher vor allem das Auftreten einer Eiweißmangelernährung, die im vergleichsweise leicht reversiblen Initialzustand oftmals gar nicht erkannt wird. Während die Pathomechanismen einer solchen Eiweißmangelernährung gut beschrieben sind, darf es als große Herausforderung für das ganze nephrologische Team gelten, die Diagnose bei den betroffenen Patienten frühzeitig und korrekt zu stellen. Alle 3 Autoren dieses Heftes werten die verfügbaren diagnostischen Methoden und geben Hinweise für deren Anwendung in der täglichen Praxis.

Das Hauptproblem jedoch liegt im Bereich der Therapie. Das Spektrum des Möglichen reicht von der Ernährungsberatung über die Zugabe von Nahrungssupplementen, die orale/enterale Zusatzernährung bis hin zur parenteralen Ernährung während der Dialysebehandlung (intradialytische parenterale Ernährung, IDPE, engl. IDPN). Parenterale Ernährungslösungen können individuell, den Bedürfnissen des Patienten entsprechend, angefertigt werden. Es versteht sich, dass diese Therapieform, verglichen mit jeder Art einer oralen Behandlung, sehr kostenintensiv ist. Daher ist eine sorgfältige Indikationsstellung angezeigt, denn aufgrund von Begleiterkrankungen profitiert nicht jeder Patient quo ad vitam.

Die Lebensverlängerung und die Verbesserung der Lebensqualität aber sind die eigentlichen Ziele einer jeden Ernährungstherapie. In deren Verlauf bessern sich pathologisch veränderte Laborbefunde meist, was deutlich leichter nachzuweisen ist als die abnehmende Sterblichkeit der Patienten. In einer solchen Situation ist es für die Praxis sehr hilfreich, dass in diesem Heft klare Empfehlungen für einen sinnvollen und praktikablen Stufenplan der Ernährungstherapie und insbesondere für den Einsatz der intradialytischen parenteralen Ernährung gegeben werden.

Fazit: Bei allen Dialysepatienten muss regelmäßig der Ernährungszustand beurteilt werden, um eine Malnutrition früh zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln. Der Aufwand hierfür ist für den Patienten wie für das behandelnde nephrologische Team in jeder Hinsicht vertretbar und lohnend.

Dr. Christoph C. Haufe

Erfurt

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