Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213(4): 117
DOI: 10.1055/s-0029-1225636
Nachruf

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prof. Bengt Robertson, Stockholm

NachrufObituaryC. P. Speer 1
  • 1Universitäts-Kinderklinik Würzburg
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Publication Date:
14 August 2009 (online)

Am 7. Dezember 2008 verstarb Professor Bengt Robertson nach längerer, mit Würde getragener Erkrankung. Bengt Robertson wurde 1935 geboren und absolvierte seine Schulzeit in Stockholm. Er studierte Medizin am Karolinska-Institut in Stockholm und erhielt 1968 den Titel eines „Doctor's of Philosophy (PhD)” mit einer Arbeit über das pulmonale Gefäßbett bei Kindern mit Transposition der großen Arterien. 1970 wurde er Leiter der Abteilung für Kinderpathologie am St. Göran's Krankenhaus in Stockholm. Von 1974 bis zum Jahr 2000 leitete er die Division für experimentelle Perinatalpathologie am Karolinska-Institut Stockholm, Schweden. Sein wissenschaftliches Interesse konzentrierte sich auf die Bedeutung von Surfactant in der Ätiopathogenese, Prävention und Therapie des Atemnotsyndroms Frühgeborener (RDS = respiratory distress syndrome). Zusammen mit dem Geburtshelfer Göran Enhörning konnte er 1972 erstmals nachweisen, dass eine Surfactantsubstitutionstherapie bei beatmeten frühgeborenen Kaninchen zu einer raschen Normalisierung der Lungenfunktion führte [1]. Diese vielbeachteten Ergebnisse stellten einen Durchbruch in der Möglichkeit einer kausalen Behandlung des RDS dar. Seinen grundlegenden experimentellen Untersuchungen folgten 10 Jahre später die ersten klinischen Beobachtungen zur Behandlung des RDS. Zusammen mit dem Biochemiker Prof. Tore Curstedt, Stockholm, hatte er das nach beiden benannte Surfactantpräparat Curosurf® (Curstedt-Robertson Surfactant) entwickelt, das von 1985 an in einer Vielzahl von kontrollierten und randomisierten Studien systematisch untersucht wurde. Es ist das am besten evaluierte natürliche Surfactant-Präparat, mit dem weltweit mittlerweile bereits fast 1 Million Früh- und Neugeborene mit RDS und anderen pulmonalen Erkrankungen behandelt wurden. Für seine herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten, die in mehr als 400 Publikationen, Reviewartikeln und Beiträgen niedergelegt sind, erhielt Bengt Robertson zahlreiche Preise, u. a. 1996 den „King Faisal International Prize for Medicine” zusammen mit Prof. Tetsuro Fujiwara, Japan. Er war Herausgeber verschiedener Bücher und u. a. auch im Beirat der Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie.

Bengt Robertson war nicht nur ein begnadeter und genialer Wissenschaftler und ein multilingualer Kommunikator, der fließend 5 Sprachen beherrschte, sondern auch ein musisch und literarisch geprägter Mensch, der klassische Musik ebenso liebte wie seine Jazzband, in der er mehrere Instrumente spielte.

Die Perinatal- und Neonatalmedizin hat einen großartigen Forscher und Arzt verloren, durch dessen Erkenntnisse Tausenden von Neugeborenen das Leben gerettet werden konnte [3]. Denjenigen von uns, die das Privileg hatten, Bengt Robertson näher kennenlernen zu dürfen, fehlt vor allem der Freund mit seiner besonderen Natürlichkeit, seiner großen Herzlichkeit, seiner absoluten Verlässlichkeit und seinem feinsinnigen Humor.

Unser Mitgefühl gilt seiner Familie, in deren Kreis er versterben durfte.

Egbert Herting, Lübeck

Christian P. Speer, Würzburg

im Januar 2009

Literatur

  • 1 Enhorning G, Robertson B. Lung Expansion in the premature rabbit fetus after tracheal deposition of surfactant.  Pediatrics. 1972;  50 709-782
  • 2 Halliday HL, Speer CP. Bengt Robertson: A Surfactant Pioneer.  Biol Neonate. 2002;  82 272-273
  • 3 Halliday HL, Speer CP. Obituary: Bengt Robertson (1935–2008): A Pioneer and Leader in Surfactant Research.  Neonatology. 2009;  95 VI-VIII

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Christian P. Speer

FRCPE

Universitäts-Kinderklinik

Josef-Schneider-Straße 2

97080 Würzburg

Email: Speer_c@klinik.uni-wuerzburg.de

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