Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P171
DOI: 10.1055/s-0029-1225244

HPV L1-Nachweis und Wahrscheinlichkeit der Regression bei Patientinnen mit leichten und mittelschweren Dysplasien der Portio

S Schneuber 1, O Reich 1, K Pickel 1, R Winter 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz

Fragestellung: Plattenepitheliale Dysplasien der Portio zeigen im Verlauf Regressionen, Persistenzen oder Progressionen. Für die erkrankten Frauen ist eine Vorhersage des Verlaufes von oft großer emotionaler Bedeutung. Das L1-Kapsid-Protein der humanen Papillomviren (HPV) repräsentiert ein Virus-assoziiertes Protein, welches während der aktiven Infektionsphase im Stadium der Virusreplikation besonders reichlich synthetisiert wird und für das Immunsystem als Antigen zur Verfügung steht. In verschiedenen Studien der letzten Jahre konnte mehrfach gezeigt werden, dass der Nachweis des L1-Kapsidproteins bei HPV-High-Risk-Patientinnen mit leichter und mässiger Dysplasie von prognostischer Bedeutung ist. Wir untersuchten die Expressionsrate des HPV L1-Kapsid Proteins bei Patientinnen mit PAP IIID der Portio und korrelierten die Ergebnisse mit dem weiteren klinischen Verlauf. Methodik: In dieser retrospektiven Kohortenanalyse untersuchten wir 65 Patientinnen mit PAP IIID-Läsionen der Portio und Erstdiagnose zwischen 2000 und 2001. Die PAP-Smears des Zytologischen Labors der Universitätsfrauenklinik Graz (Leiter: Univ. Prof. Dr. O. Reich) wurden entfärbt und mittels Immuncytochemie gegen das L1-Kapsid neu gefärbt (Fa. Cytoactiv, Pirmasens, BRD). Die Follow-up Untersuchungen bestanden aus Kolposkopie und Zytologie und wurden entsprechend der Leitlinien der OEGGG durchgeführt (mittlere Follow-up-Zeit 29,1 Monate, Range 3–96 Monate). Ergebnisse: 26 Smears (29,27%) waren HPV L1-Kapsid positiv. Bei 39 Smears (70,73%) konnte das Protein nicht nachgewiesen werden. Frauen mit L1-positiven Zytologien zeigten einen signifikant höheren Anteil an Spontanremissionen als Frauen mit L1-negativen Befunden (61,58% vs. 25%, p<0,01). Schlussfolgerung: Die immuncytochemische Bestimmung des HPV L1-Kapsids stellt eine vielversprechende neue Methode zur Vorhersage des Verlaufes von Frauen mit leichten und mittelschweren Dysplasien der Portio dar. Der Einsatz objektiver Marker wie L1 könnte zukünftig mehr Sicherheit im Management solcher Patientinnen bedeuten und damit auch positive psychosoziale und partnerschaftliche Konsequenzen zeigen.