Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P154
DOI: 10.1055/s-0029-1225229

Chronischer Unterbauchschmerz als Somatoforme Schmerzstörung bei türkischen Migrantinnen in Österreich

A Başıbüyük 1, M Aigner 1, D İren-Akbıyık 1, W Tschugguel 1
  • 1Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Wien

Fragestellung: Menschen mit medizinisch nicht erklärbaren somatischen Symptomen sind nicht selten im Krankenhausalltag. Solche Beschwerden resultieren in umfangreichen Untersuchungen und übermäßiger Verwendung von medizinischen Ressourcen. Mit einer Prävalenz von 15–20% bei Frauen im gebärfähigen Alter, bildet chronischer Unterbauchschmerz (CPP) ohne organische Pathologien eine große Herausforderung v. A. für GynäkologInnen und PsychiaterInnen. CPP ist noch immer eine unklare Erkrankung mit einer voraussichtlichen 3-Monate-Prävalenz von 24% und einer geschätzten Prävalenz von 33%. Die Diagnose und die Behandlung sind bei Immigrantinnen viel komplizierter. Dadurch entsteht ein höheres Ausmaß an Frustrationen für die immigrierten Patientinnen mit CPP und ihren ÄrztInnen. Unser Ziel ist den Einfluss von Migration und Kultur auf Psychopathologie, psychiatrische Co-Morbidität und Lebensqualität der CPP Patientinnen zu bestimmen. Dabei wollen wir feststellen, ob Prävalenz und Schweregrad der Depression, Psychopathologie, psychische Co-Morbidität und Höhe der Lebensqualität bei türkischen MigrantInnen mit CPP in Österreich signifikante Unterschiede aufweisen, wenn verglichen mit österreichischen CPP Patientinnen in Österreich und türkischen CPP Patientinnen in der Türkei. Methodik: Die Ergebnisse der psychometrischen Fragebögen und des strukturierten klinischen Interviews von 30türkischen Migrantinnen mit CPP in Österreich werden mit denen der 30 österreichischen CPP Patientinnen in Österreich und 30türkischen CPP Patientinnen in der Türkei verglichen. Bei der Analyse der Ergebnisse werden die medizinanthropologischen, politikwissenschaftlichen und psychotherapeutischen Konzepte der Migration mitberücksichtigt. Ergebnisse: Laut unserem statistischen Design dürfen wir keine statistische Analyse vor dem Abschluss der Rekrutierung der gesamten Anzahl der Patientinnen durchführen. Da deswegen momentan keine quantitativen Ergebnisse vorliegen, werde ich die bisherigen qualitativen Ergebnisse vorstellen. Schlussfolgerung: Diese Studie wird Daten über die Assoziationen von Migration, Kultur und die psychologische Prozesse der Chronischen Unterbauchschmerzen vermitteln, welche zur Entwicklung neuerer therapeutischer Strategien für die Behandlung der CPP Patientinnen beitragen soll. Es werden gleichzeitig wichtige Informationen für die Verbesserung der transkulturellen Kompetenz des medizinischen Personals in österreichischen Gesundheitswesen ermittelt. Unsere Befunde werden österreichischen ÄrztInnen in der Gynäkologie und Psychiatrie helfen, ihr Verständnis über ihre türkischen Patientinnen zu vertiefen. Tatsächlich werden unsere Resultate, durch die Vermittlung neuer Perspektiven in der Migrationsforschung, auch dem medizinischen Personal in anderen Abteilungen und auch in anderen europäischen Ländern weiterhelfen.