Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P152
DOI: 10.1055/s-0029-1225227

Sexualität und Lebensqualität bei Frauen in der urogynäkologischen Ambulanz

M Schönfeld 1, M Schmidt 1, K Friese 1, K Jundt 1
  • 1Klinikum der LMU München Campus Innenstadt, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Urogynäkologie, München, Deutschland

Fragestellung: In der urogynäkologischen Ambulanz des Klinikums der LMU München Campus Innenstadt stellen sich vorwiegend Frauen mit Inkontinenz und Deszensus genitalis zur weiteren Abklärung vor. Bisher gibt es nur wenige Untersuchungen darüber, ob diese urogynäkologischen Erkrankungen Einfluss auf die Sexualität und Lebensqualität dieser Frauen haben. Ziel unserer Studie war es deshalb, mithilfe des Deutschen Beckenboden-Fragebogens die sexuelle Aktivität und die sexuelle Zufriedenheit der Patientinnen in der Urogynäkologie zu evaluieren und mit Patientinnen der allgemeinen Ambulanz zu vergleichen. Methodik: Befragt wurden Patientinnen der urogynäkologischen Sprechstunde. Als Grundlage für die Untersuchung diente der standardisierte und validierte deutsche Beckenboden-Fragebogen. Dieser Fragebogen umfasst die Bereiche Blasenfunktion, Darm-Funktion, Prolaps und Sexualfunktion mit insgesamt 42 Fragen. Der Schwerpunkt wurde auf die Sexualität bei urogynäkologischen Patientinnen gelegt. In der laufenden Untersuchung füllten bisher 61 Patientinnen diesen Fragebogen aus. Es wurden sowohl Patientinnen vor als auch während bzw. nach einer Therapie befragt. Als Kontrollgruppe wurden Patientinnen aus der allgemeinen gynäkologischen Ambulanz herangezogen. Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der Patientinnen betrug 62 Jahre (29–86 Jahre). Das Durchschnittsalter der Kontrollgruppe lag bei 52 Jahren (38–82 Jahre). Von den 61 Frauen der urogynäkologischen Ambulanz sind 30 (49,1%) Frauen sexuell aktiv. Wobei 26,2% eine regelmäßige sexuelle Aktivität angaben. Bei den nicht sexuell aktiven Frauen wurde als häufigster Grund der fehlende Partner mit 53,6% angegeben. Bei den sexuell aktiven Frauen gaben 24,6% eine Dyspareunie und 18% einen koitalen Urinverlust an. Bei den Frauen mit Belastungsinkontinenz waren es 45%. Auch die Beeinträchtigung der Lebensqualität in Bezug auf die Sexualität ist bei Patientinnen mit Belastungsinkontinenz höher als im Gesamtkollektiv (50% versus 44%). Der mithilfe des Deutschen Beckenboden Fragebogens ermittelte Score für die Sexualität (0: sehr gut –10: sehr schlecht) zeigte mit 2,81 unter urogynäkologischen Patientinnen versus 0,73 in der Kontrollgruppe einen signifikanten Unterschied. Schlussfolgerung: Offensichtlich sind urogynäkologische Patientinnen deutlich stärker in ihrer Sexualität eingeschränkt als unsere Vergleichsgruppe. Ziel weiterer Studien ist es deshalb, Therapieoptionen zu finden, die mit einer gezielten, optimierten Therapie die Lebensqualität dieser Patientinnen im Hinblick auf ihre Sexualität verbessern.