Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P150
DOI: 10.1055/s-0029-1225225

Harninkontinenz – noch immer tabu?

K Elenskaia 1, K Haidvogel 1, C Heidinger 1, D Dörfler 1, E Hanzal 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Wien

Fragestellung: Es wird geschätzt, dass in Österreich 850.000 und allein in Wien 180.000 Frauen an Harninkontinenz (HI) leiden. Dabei berichten nur 5,1% der inkontinenten Frauen und 16,1% Männern dem Arzt ihre Symptome. Ein Grund dafür könnte in der Tabuisierung der HI liegen. Folgende Aspekte wollten wir in dieser Studie analysieren:

1. Wissenstand der österreichischen Bevölkerung bezüglich Harninkontinenz

2. Evaluierung, ob das Thema HI für die ÖsterreicherInnen ein Tabuthema darstellt

3. Gender-, Alters- und Bildungsunterschiede bei der Auseinadersetzung mit HI.

Material und Methode: Im Rahmen einer Pilot-Querschnittsudie wurde ein anonymer Fragebogen aus 13 Fragen entwickelt und 150 Personen anonym schriftlich befragt. Es wurden Männer und Frauen unterschiedlichen Alters, Bildungsgrades und sozialer Schicht eingeschlossen. Bei der Auswertung der Studie, die im Statistikprogramm SPSS bearbeitet wurde, wurden U-Test und Kreuztabellen eingewendet. Es wurden dabei die Alters-, Geschlecht- und die Bildungsgruppen hinsichtlich ihrer Ausprägung in den Antworten verglichen. Ergebnisse: 86 (60,6%) Befragte beantworteten die Frage ob Harninkontinenz Tabu in Österreich ist mit „ja“. 56 (28,6%) gaben an, dass für Harninkontinenz keine effektive Therapie existiert. Genderspezifische Unterschiede fanden wir bei der Frage nach persönlicher Bekanntschaft von HI-Betroffenen (Frauen 50,7%, Männer 24,3%) und, ob Befragte eine HI selbst von Betroffenen erfahren haben (Frauen 30,3%, Männer 9,7%). An HI zu leiden wurde von den Befragten als signifikant peinlicher empfunden als eine Depression oder Krebserkrankung zu haben (p=0,01). Schlussfolgerung: In Österreich ist Harninkontinenz nach wie vor ein Tabuthema. Es existieren genderspezifische Unterschiede in der Auseinandersetzung mit Harninkontinenz. Limitationen: kleine Pilotstudie, keine umfangreiche Validierung des Fragebogens (außer face-validity), kein Random-Sampling.