Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P128
DOI: 10.1055/s-0029-1225203

Thyroidhormonrezeptor-Expression im Brustkrebsgewebe von Patientinnen mit und ohne BRCA1/2 Mutation

N Ditsch 1, D Mayr 1, B Toth 1, A Meindl 1, U Jeschke 1, K Friese 1
  • 1Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Großhadern, München

Fragestellung: 5–10% aller Mammakarzinome sind erblich bedingt, in 30–40% dieser Fälle wird eine BRCA1/2 Mutation nachgewiesen. Tumorbiologisch unterscheiden sich Karzinome bei BRCA1 Mutation von sporadischen Karzinomen und Fällen mit BRCA2-Mutation. Neue Studien zeigen eine signifikant höhere T3-(Trijodthyroninrezeptor) Bindungskapazität bei Mammakarzinomen im Vergleich zu normalem Mammagewebe. Bisher wurden keine Untersuchungen an hereditären Mammakarzinomen durchgeführt. Ziel unserer Studie war es daher, mögliche Unterschiede in der Expression der Thyroidhormonrezeptoren bei hereditären und sporadischen Mammakarzinomen nachzuweisen. Methodik: Paraffinschnitte von 76 Mammakarzinomen (Differenzierungsgrad: 8 G1, 38 G2, 30 G3) ohne BRCA1/2 Mutation und 16 Mammakarzinomen mit BRCA1/2 Mutation wurden mit Antikörpern gegen Thyroidhormonrezeptor(THR)-alpha und -beta inkubiert und mithilfe der immunhistochemischen ABC-Methode detektiert. Die Auswertung der jeweiligen Schilddrüsenhormonrezeptor-Expression erfolgte semiquantitativ mithilfe des IRS-Scores nach Remmele. Die statistischen Auswertungen wurden mithilfe von SPSS für Windows, 16,0 (p<0,05 signifikant) durchgeführt. Ergebnisse: Mammakarzinome ohne BRCA1/2 Mutation zeigten keine signifikante Expression von THR-alpha in Abhängigkeit des Gradings. Die THR-beta Expression stieg bei diesen Patientinnen hingegen signifikant von G1 nach G2/3 an (p=0,006). Patientinnen mit einer BRCA1/2 Mutation zeigten eine starke Expression von THR-alpha (IRS Median 8,0), die sich signifikant von der nichtmutierter Patientinnen unterschied (p<0,001). Die THR-beta Expression stieg bei diesen Patientinnen ebenfalls signifikant an (IRS Median 8,0) im Vergleich zu Patientinnen ohne BRCA1/2 Mutation (p<0,001). Schlussfolgerung: Schilddrüsenhormonrezeptoren sind Transkriptionsfaktoren, welche die Proliferation von Zellen beeinflussen. Unsere Untersuchungen zeigen erstmalig eine Zunahme der THR-beta Expression bei Patientinnen ohne BRCA1/2 Mutation entsprechend dem Grading und eine sehr starke Zunahme der Expression beider Schilddrüsenhormonrezeptoren bei Patientinnen mit BRCA1/2 Mutation. Frühere Untersuchungen zeigten bereits, dass die Gene für BRCA1 und THR-alpha auf dem Chromosom 17q21 nebeneinander liegen. Mit dieser Untersuchung wurde erstmals ein Zusammenhang zwischen BRCA1/2 Mutation und Überexpression von THR-alpha/-beta bei Brustkrebspatientinnen nachgewiesen.