Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P117
DOI: 10.1055/s-0029-1225192

Behandlung vulvärer intraepithelialer Neoplasie (VIN) mit topischem Cidofovir und Imiquimod

W Schöll 1, O Reich 1, S Regauer 2
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde & Geburtshilfe
  • 2Institut für Pathologie, Medizinische Universität Graz, Graz

Fragestellung: Hochgradige VIN bei jungen Frauen ist eine präinvasive, HPV-assoziierte Erkrankung mit hohem Wiederholungsrisiko nach möglicherweise mutilierender chirurgischer Ablation. Unsere Pilotstudie sollte die Wirksamkeit einer lokalen virostatischen und immunmodulatorischen Therapie mit Zielsetzung der Heilung, Viruseradikation und Erhalt der anatomischen Integrität beurteilen. Methodik und Patientinnen: Vier Patientinnen mit rezidivierender VIN III nach 2-maliger chirurgischer Exzision bzw. Lasertherapie wurde eine Lokaltherapie mit Imiquimod und Cidofovir angeboten. Die Diagnosestellung der rezidivierenden VIN III erfolgte mittels gezielter vulvoskopischer Stanzbiopsie. Der HPV-Typ aller Biopsien wurden mittels HPV-DNA PCR-Amplifikation bestimmt. Nach einer Therapie mit 5% Imiquimod Creme dreimal pro Woche über 2 Wochen wurde eine Lokaltherapie mit 1% Cidofovir Gel dreimal pro Woche über 2 Wochen angeschlossen. 1% Cidofovir Gel wurde aus der handelsüblichen Lösung hergestellt. Dieser Zyklus wurde dreimal wiederholt, die lokale Kombinationstherapie insgesamt also über 12 Wochen durchgeführt. Ergebnisse: Alle Biopsien vor Therapiebeginn waren HPV-18 positiv. 1 Monat und 5 Monate nach Abschluss der Lokaltherapie erfolgte die vulvoskopische Untersuchung. Dabei zeigte sich in allen Fällen eine Komplettremission, die histologisch und molekularbiologisch bestätigt wurde. Bei allen Patientinnen war die Vulva anatomisch und funktionell intakt. Eine Patientin optierte nach fünfjähriger Rezidivfreiheit für eine mittlerweile erhältliche HPV-Schutzimpfung (Gardasil). 6 Monate nach der letzten Impfung wurde ein neuerliches Rezidiv der VIN III diagnostiziert, das nach einer weiteren Lokaltherapie mit Visitide und Aldara vulvoskopisch, bioptisch und molekularbiologische eine Komplettremission zeigte. Schlussfolgerung: Eine virostatische bzw. immunmodulatorische Lokaltherapie kann optional erfolgreich zur Behandlung rezidivierender VIN III eingesetzt werden. Eine aktuelle kontrollierte klinische Studie mit Imiquimod bestätigt diese Ergebnisse. Eine HPV-Schutzimpfung blieb nach bereits erfolgter Integration der HPV-DNA in die DNA der Keratinozyten wirkungslos. Vermutlich entwickelte sich aus fokaler minimal residualer Erkrankung ein Rezidiv.