Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P114
DOI: 10.1055/s-0029-1225188

10 Jahre Latenz zwischen CIN III und klinischen Zervixkarzinom- ein Fallbericht

K Pickel 1, O Reich 1, R Winter 1
  • 1Abteilung fuer Gynaekologie, Universitaetsklinik fuer Frauenheilkunde, Graz

Fragestellung: Zwischen der Entwicklung einer CIN und einem klinischen Zervixkarzinom werden mehrere Latenzen angenommen. Aus epidemiologischen Studien kann der Schluss gezogen werden, dass zwischen einer CIN III und einer frühen Stromainvasion in der Regel mehrere Jahre vergehen (sogenannte erste Latenz). Infolge sind zumeist weitere Jahre notwendig, bis sich aus einer frühen Stromainvasion ein klinisches Zervixkarzinom entwickeln kann (sogenannte zweite Latenz). Aus ethischen Gründen gibt es nur wenige klinische Untersuchungen, die zur Frage der Zeitintervalle der Tumorprogression an der Zervix Stellung nehmen. Methodik: Retrospektive klinische und pathologisch-anatomische Einzelfallanalyse. Ergebnisse: Bei einer 28-jährigen Patientin wurde im Jahre 1996 histologisch ein CIN III diagnostiziert. Die Patientin entschied sich damals gegen eine Konisation und für ein abwartendes Vorgehen. Der ein Jahr später durchgeführte PAP-Test ergab eine Gruppe PAP IV. Wiederum entschied sie sich gegen eine operative Sanierung. Schließlich erfolgte im Jahr 2008 nach einem PAP V eine Portiobiopsie und Kürretage des Zervikalkanals mit der histologischen Diagnose eines invasiven Plattenepithelcarcinoms mit Lymphgefäßeinbrüchen. Es erfolgte eine radikale Hysterektomie mit systematischer pelviner Lymphadenektomie. Die maximale Ausdehnung des invasiven Karzinoms betrug 2cm. Die Lymphknoten sowie Parametrien waren tumorfrei (pT1b1, G-2, pN-0). Schlussfolgerung: Dieser Fallbericht bestätigt die Auffassung, dass zwischen der Entwicklung einer CIN und einem klinischen Zervixkarzinom viele Jahre vergehen. Beobachtungen sogenannter „schnell wachsender Zervixkarzinome“ sind offensichtlich eher auf eine verspätete Stellung der Diagnose bei z.B. endozervikaler Lokalisation zurückzuführen, als auf ungewöhnlich hohe Tumorverdopplungszeiten.