Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P96
DOI: 10.1055/s-0029-1225170

Exfoliativzytologie zur Detektion analer Epitheldysplasien (AIN: Anale intraepitheliale Neoplasie); eine Möglichkeit zur Früherkennung analer Präkanzerosen und zur Abschätzung des Analkarzinomrisikos

F Bergauer 1, G Spitzauer 1, A Rost 1, A Gingelmaier 1, A Frank 1, A Niedermeier 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Ludwig-Maximilians-Universität München Campus Innenstadt

Fragestellung: Ist die Exfoliativzytologie der Analregion geeignet auswertbare Präparate zu generieren? Wie ist die Prävalenz der Analdyplasie in den untersuchten Kohorten (HIV positive Männer und Frauen; Frauen mit Cervixdysplasien)? Wie korreliert der zytologische Befund mit dem histologischen Befund? Methodik: Es wurden Patientinnen und Patienten in den Immundefektsprechstunden und der Dysplasiesprechstunde (Frauenklinik/Dermatologische Klinik) untersucht. Die Abstriche wurden mit angefeuchtetem Wattetupfer aus dem Analkanal und unmittelbar perianal entnommen, sofort fixiert und nach Papanicolaou gefärbt. Die Auswertung erfolgte durch einen erfahrenen Zytologen; Befunddokumentation erfolgte in der Münchener (II) und Bethesda Nomenklatur. Ergebnisse: Bis dato wurden 359 Fälle evaluiert. Alle Präparate waren auswertbar.

309 Fälle (86%) ergaben unauffällige Befunde, 50 zeigten anale Dysplasien (12%) oder unklare Befunde (1,4%). Von den 50 dysplastischen Befunden ergaben insgesamt 31 (62%) Verdacht auf AIN 1–2 und 14 (28%) Verdacht auf AIN 3. Die Gruppe der HIV positiven Männer (MSM: men having sex with men) hatte das größte Risiko sowohl für anale Dysplasie überhaupt (23%) als auch für hochgradige Dysplasie (12%). Bei den HIV-positiven Frauen waren 11% (Verdacht auf AIN insgesamt) und 4% (Verdacht auf AIN 3) auffällig; bei den Patientinnen mit Cervixdysplasie entsprechend 11% (Verdacht auf AIN insgesamt) und 2% (Verdacht auf AIN 3). Von den 14 Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf hochgradige anale Dysplasie wurden bis dato 9 (anoskopisch kontrolliert) biopsiert; alle Befunde ergaben in Bestätigung des zytologischen Befundes AIN 3. Schlussfolgerung: Die Exfoliativzytologie der Analregion ist geeignet anale Epitheldysplasien zu detektieren. HIV-positive Männer (MSM) haben das höchste Risiko anale Dysplasien zu entwickeln. Der zytologische Verdacht auf eine hochgradige anale Dysplasie scheint sehr spezifisch zu sein. Ob die Entdeckung und konsekutive Therapie der analen Dysplasien geeignet ist die Entstehung eines Analkarzinoms (in Analogie zu dem Konzept CIN-Cervixkarzinom) zu verhindern muss durch weitere Forschungsarbeit untersucht werden.