Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P88
DOI: 10.1055/s-0029-1225162

Ein eigenes Kind – bei Blasenektrophie und Beckenringteilaplasie undenkbar?

V von Bodungen 1, S Wagner 1, G Sandner 2, K Jundt 1, F Kainer 1, K Friese 1
  • 1Universitätsfrauenklinik der LMU München, Standort Innenstadt
  • 2Frauenklinik Krankenhaus München Neuperlach

Fragestellung: Fallbericht einer Schwangerschaft, Geburt und deren Folgen bei einer Patientin mit Blasenektrophie. Methodik: Die 29-jährige I G/0P stellte sich erstmals in der 16. SSW zur Mitbetreuung der Schwangerschaft und Planung des Geburtsverlaufes in unserer Klinik vor. Im Alter von 2 Jahren war bei ihr aufgrund einer Blasenektrophie und Beckenringteilaplasie in mehreren Operationen eine Ileumblase angelegt worden. Im Alter von 20 Jahren erfolgte eine operative Erweiterung des Introitus vaginae. Die Schwangerschaft ist spontan eingetreten. In der 20. SSW stationärer Aufenthalt und Briden-Lösung aufgrund einer Subileus-Symptomatik. Im Anschluss an die OP trat erstmalig ein Partialprolaps uteri auf. Daraufhin erfolgte die Anpassung eines Würfelpessars in Siebform, welches bis zum Ende der Schwangerschaft getragen wurde. Die Mobilisation der Patientin war durch eine unterstützende Wickelung mit einem Tragetuch möglich. Die weitere Schwangerschaft verlief komplikationslos. Ergebnisse: Nach kernspintomografischer Ausmessung des Abstandes der beiden spinae iliacae inf. wurde mit der Patientin die vaginale Entbindung besprochen. Mit 37+4 SSW Einleitung mit insgesamt 2 x ¼ Tbl. Cytotec p.o.. Bei drohender kindlicher Asphyxie letztlich Indikation zur sek. Sectio gestellt. Geburt eines männlichen Neugeborenen (3500g, L: 52cm, KU: 36cm, APGAR 10/10/10).

Postnatal lehnte die Patientin das Würfelpessar ab. 6 Wochen postpartal Vorstellung in unserer Urogynäkologie und Einweisung in ein BB-Training mit Elektrostimulation/Biofeedback bei ausgeprägtem Prolaps. Starke psychische Belastung. Sie geht zusätzlich zur Physiotherapie. Nach ca. einem Jahr weiterhin Prolaps uteri. Schlussfolgerung: Bei Blasenektrophie mit Beckenringaplasie ist im Schwangerschaftsverlauf mit einem Uterusprolaps zu rechnen. Durch ein konservatives Vorgehen ist ein komplikationsloser Verlauf der Schwangerschaft möglich. Eine vaginale Entbindung ist bei Blasenektrophie theoretisch möglich. Postpartal starke psychische Belastung durch Prolaps. Bisher konservatives Management des Prolapses, da die Patientin ihre Familienplanung noch nicht abgeschlossen hat und eine OP derzeit ablehnt.