Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P87
DOI: 10.1055/s-0029-1225161

Teenagergeburten am Perinatalzentrum Klinikum Innenstadt München in den Jahren 2001–2008

A Tsvilina 1, K Karl 1, S Anthuber 2, F Kainer 1, K Friese 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Klinikum der Universität München – Innenstadt
  • 2Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Klinikum der Unversität München – Großhadern

Fragestellung: Gegenwärtig werden in Deutschland jedes Jahr 7 bis 8 von 1000 15- bis 17-jährigen Frauen schwanger. Etwa 60% von ihnen entscheiden sich für einen Abbruch, etwa 40% tragen die Schwangerschaft aus. Sexuell aktive Jugendliche in Deutschland verhüten mehrheitlich sorgfältig und mit sicheren Verhütungsmitteln. Dennoch werden 92% aller schwangeren Minderjährigen ungewollt und ungeplant schwanger (1). Es werden drei Risikogruppen identifiziert: soziale Benachteiligung, nicht-egalitäre Geschlechterverhältnisse und emotionale Distanz der Sexualpartner erhöhen das Schwangerschaftsrisiko junger Frauen (2). Methodik: Es wurden mütterliche und kindliche Daten der Schwangerschaftsverläufe und Geburten von Teenagern (Alter: <18 Jahre, n=58, davon eine Zwillingschwangerschaft) aus dem Zeitraum von 2001 bis 2008 retrospektiv erhoben und analysiert. Ergebnisse: Es ist zu einem relativen Anstieg der Teenager-Geburten im Jahr 2008 gekommen. Teenager hatten signifikant häufiger Spontangeburten (n=44; 76%) und seltener sekundäre Sectiones (n=2; 3%). Vaginal-operative Entbindungsmethoden (n=7; 12%) kamen nicht häufiger zum Einsatz. Es wurden 5 primäre Sectiones, davon eine bei Zwillingschwangerschaft, durchgeführt. Es hat keine statistisch gesicherten Unterschiede hinsichtlich des Geburtsverlaufs, der Geburtsverletzungen und des Vitalitäts- und Aziditätsstatus der Neugeborenen ergeben. Es fiel auf, dass Anteil der Patientinnen mit Migrationshintergrund bei ca. 72% lag. Schlussfolgerung: Nach unserer Untersuchung und Erfahrung anderer Untersucher aus Mitteleuropa und Industrieländer (3, 4, 5, 6) stellen Teenager im untersuchten Geburtengut medizinisch und geburtshilflich keine Risikogruppe dar, vorausgesetzt, dass eine medizinisch engmaschige Betreuung und Versorgung der Jugendlichen gewährleistet ist. Es ließ sich feststellen, dass junge Frauen mit schwierigen Lebensumständen bzw. einem Migrationshintergrund signifikant häufiger früher schwanger werden. Ursachen dafür können mangelnde Motivation und Kompetenzen sein, sich um den Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft zu kümmern. Auch die wirtschaftliche Lage mit mangelnden Ausbildungsplätzen und damit verbundener unsicherer Zukunft können dabei eine Rolle spielen.